Silvio Mohr bis Friedrich Pindt

Architekten des "Roten Wien"

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Mohr, Silvio
16.7.1882, Wien – 18.2.1965 Iselsberg (Tirol)
Mohr studierte an der TH Wien bei den Professoren Ferstel und Fabiani, wurde 1911 Assistent am Institut für Hochbau und übernahm 1929 die vakant gewordene Lehrkanzel. Mit seinem Partner Karl Hartinger entwarf er Wohnhäuser – darunter auch den durchaus interessanten Gemeindebau, 10., Altdorferstraße 2 – Kirchen- und Industriebauten sowie Wohnsiedlungen, darunter auch die ursprünglich von der christlichen Genossenschaft "Heim" projektierte Siedlung Starchant. Mohr, der zum betont konservativen Flügel der österreichischen Architekten gehörte, war auch in der NS-Zeit tätig, wurde jedoch 1944 wegen eines Strafverfahrens seiner Ämter enthoben und eingesperrt. 1945 rehabilitiert, war Mohr nach Kriegsende wieder als Professor an der TH Wien tätig.

Fultonstrasse5Oerley, Robert
24.8.1876, Wien – 15.11.1945, Wien
 
Paar, Adolf
22.4.1889 Mährisch Lotschnau (Mähren) – 8.5.1964, Linz
Nach Lehrjahren in Brünn und Nürnberg studierte Adolf Paar bei Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Mit seinem Bruder Hans und dessen Partner Paul May plante er zahlreiche Bauten in Wien und in der Tschechoslowakei. Für die Gemeinde Wien errichteten sie den Plocekhof sowie die Gemeindebauten 14., Hickelgasse 12 und 21., Fultonstraße 5-11.

Paar, Hans
1.6.1892 Mährisch Lotschnau (Mähren) – 5.12.1977, Wien
Der Bruder von Adolf Paar studierte an der TH Prag, kam um 1921 nach Wien und praktizierte im Büro Gessner (Mitarbeit beim Lassallehof). Mit seinem Bruder und seinem Partner Paul May errichtete er die beiden Gemeinde bauten 14., Hickelgasse 12 und 21., Fultonstraße 5-11. Hans Paar, der selbst in der Künstlersiedlung lebte, war während des Krieges mit der Planung von Industriebauten und kriegswirtschaftlichen Objekten betraut und wirkte nach Kriegsende maßgeblich am Wiederaufbau in Wien mit.

Peller, Konstantin
9.12.1887, Wien – 15.8.1969, Wien
Der Otto-Wagner-Schüler arbeitete eine Zeit lang freiberuflich und trat vor Beginn des Ersten Weltkriegs in das Wiener Stadtbauamt ein, wo er u.a. bei der Wienflussregulierung mitarbeitete.

Toeplerhof_TF_Digi

Für das "Rote Wien" entwarf Peller alleine oder in Zusammenarbeit mit Adolf Stöckl und Julius Stoik eine Reihe von Gemeindebauten, so z.B. den Maria- und Rudolf-Fischer-Hof, den Dr.-Bayer-Hof und den Bau 14., Lenneisgasse 11-13, den Toepler-Hof und den höchst eigenwilligen Bau 18., Weimarer Straße 8-10, sowie, als Teil eines größeren Bauprogramms, die Wohnbauten östlich der Brünner Straße, 21., Edergasse 4-10, Carrogasse 1-5, Berzeliusgasse 9-13 und Justgasse 9-27. Von Peller stammen außerdem die Entwürfe für die meisten der neuen städtischen Feuerwachen am Stadtrand von Wien.

Peller, der – allerdings in sehr eingeschränktem Ausmaß – auch im Ständestaat und während der NS-Zeit im Wohnbau tätig war, wurde nach 1945 gemeinsam mit Gottlieb Michal zum Vorsitzenden der Stadtplanung und des Wiederaufbaus berufen.

Perco, Rudolf
14.7.1884, Gorizia (Italien) – 31.1.1942, Wien

Perthen, Rudolf
30.4.1884, Bodenbach (Böhmen) – 23.8.1941, Wien
Der Wagner-Schüler Perthen war nach Abschluss der Studien Mitarbeiter und Assistent bei Leopold Bauer, ebenfalls ein Schüler, in späteren Jahren allerdings ein Kontrahent Wagners. Für die Gemeinde Wien errichtete Perthen den interessanten Marianne-Hainisch-Hof und den wenig inspirierenden Bau, 11., Fuchsröhrenstraße 22-30.

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Peterle, Wilhelm
27.6.1893, Ried (OÖ) – 29.12.1959, Wien
Peterle studierte an den TH Graz und Wien, arbeitete im Atelier von Leopold Simony und trat in den Dienst der Gemeinde Wien. Der Anhänger der Siedlerbewegung plante die villenartige Anlage von Beamtenhäusern, 14., Hüttelbergstraße 7, und die großartige Gartenstadt Am Tivoli und führte die Erweiterung der Siedlung 22., Am Müllnermais durch.

Sein durchaus heterogenes Oeuvre umfasst aber auch "klassische" Gemeindebauten, wie den Janecek-Hof, originelle Lösungen wie den kleinen Faberhof, "romantische" Ensembles wie den Karl-Mark-Hof oder die Gestaltung des 3. Tors des Zentralfriedhof (mit Bedienstetenwohnungen), und wenig bemerkenswerte Spätwerke wie die Bauten 4., Schelleingasse 18-20; 9., D' Orsaygasse 6 oder 18., Erndtgasse 34-36, wahrscheinlich der letzte Gemeindebau des "Roten Wien".

Pind, WalterHickelgasse11
13.7.1903, Hundsheim (NÖ) – 1.8.1944, gefallen bei Budapest
Der Behrens-Schüler war beamteter Architekt im Rathaus und gestaltete u.a. das Kinderfreibad im neuen Herderpark in Simmering sowie den kleinen Gemeindebau 14., Hickelgasse 11. Pind wirkte auch in der NS-Zeit als Architekt und fiel 1944 in Ungarn.
 
Pindt, Friedrich
27.6.1888, Wien – 23.11.1944, Wien
Pindt studierte ab 1909 bei Otto Wagner, war Mitarbeiter in dessen Atelier und trat schließlich in den Dienst der Gemeinde Wien, für die er zwei Wohnhausanlagen entwarf, den Käthe-Königstetter-Hof und den Bau 14., Jenullgasse 18-26 (mit Heinrich Wohlmeyer). Sein vielleicht bekanntestes Bauwerk aber ist das beliebte "Salettl" in Döbling.

Literatur: Helmut Weihsmann, In Wien erbaut, 2005; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.