Feuerwachen der Ersten Republik

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Im Jahr 1919 gab es in Wien noch 45 Freiwillige Feuerwehren mit etwa 1.400 Mitgliedern. Bis zum Jahr 1929 wurden diese Feuerwehren – mit Ausnahme der drei Freiwilligen Feuerwehren Schiffmühlen-Krieau, Rudolfshügel und Kahlenbergerdorf sowie von fünf freiwilligen Siedlungsfeuerwehren (Simmering / Hasenleiten, Wolfersberg, Rosental-Satzberg, Josefsdorf und Donauland / Großer Bruckhaufen) – aufgelassen bzw. von der Wiener Berufsfeuerwehr übernommen.  

Gleichzeitig wurde die Einteilung der Stadt in drei Zonen durch die Aufteilung in sieben Feuerschutzsektionen (heute 9 Brandschutzsektionen) ersetzt, wodurch jeder Einsatzort in etwa fünf Minuten erreicht werden konnte.

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Im Zuge dieser Reformen, die auch die Einführung regelmäßiger Kurse zur Verbesserung des Ausbildungsstandes der Berufsfeuerwehr beinhalteten, errichtete die Gemeinde Wien eine Reihe neuer Feuerwachen, die zum Großteil noch heute bestehen und durch ihre charakteristische Architektur bestechen.

Das Gebäude der Gruppenwache Altmannsdorf in Meidling wurde 1926 errichtet und bereits 1929 möglicherweise nach einem Entwurf von Karl Ehn umgebaut. Charakteristisch ist der Putzdekor über den Fenstern. In den Jahren 1991/92 erfolgte eine umfassende Sanierung, verbunden mit einem Ausbau.

Adresse: 12., Rothenburgstraße 1

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Die Gruppenwache Speising wurde 1926 nach Plänen von Josef Bittner errichtet und nach Kriegsende mehrfach erweitert. Dabei wurde auch der früher frei im Hof stehende hölzerne Steigerturm entfernt und hofseitig ein Übungsturm in das Gebäude integriert.

Die Wache wurde in den Jahren 1988/89 generalsaniert. Im selben Areal befindet sich übrigens auch das 1926 errichtete Umspannwerk Speising.

Adresse: 13., Speisinger Straße 36

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Die Gruppenwache Penzing ist seit 1925 in einem ehemaligen Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr untergebracht. Erste Umbauarbeiten erfolgten ab 1931 nach Plänen des Wiener Stadtbauamtes.

Das ebenerdige Gebäude, das 1945 durch Bomben beschädigt worden war, wurde nach Kriegsende wiederhergestellt und in den Jahren 1948/49 nach Plänen von Erich Leischner erweitert. 1991/92 erfolgte eine Generalsanierung des Gebäudes.

Adresse: 14., Nisselgasse 14

TF_FW_Steinhof_DigiDie Gruppenwache Am Steinhof wurde in den Jahren 1929/30 nach Plänen von Josef Bittner errichtet und 1931 in Dienst gestellt. Der bemerkenswerte schloß- oder gutshofähnliche Nutzbau mit reicher Klinkerverkleidung und mächtigen Garageneinfahrten passt sich perfekt der bewaldeten Umgebung an.
 
Die Wache wurde im Zweiten Weltkrieg als eine der wenigen nicht beschädigt und im Jahre 1987 einer Gesamtrenovierung unterzogen.

Adresse: 16., Johann-Staud-Straße 75
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Die heutige Hauptfeuerwache Hernals wurde im September 1926 eröffnet. Das damalige Stationszeichen "O" stand für den erfolgten Zusammenschluss der beiden Freiwilligen Feuerwehren Ottakring und Hernals.

Die Wache, die im September 1944 fast vollständig zerstört wurde, konnte erst in den Jahren 1954 bis 1956 wieder aufgebaut werden; sie erhielt nun das neue Stationszeichen "H".

Nach der Auflassung der Gruppenwache Dornbach, 17., Knollgasse 4, im Jahr 1974 bekam Hernals eine weitere Löschgruppe hinzu. 1997 wurde die Hauptfeuerwache generalsaniert.

Adresse: 17., Johann-Nepomuk-Berger-Platz 12

 

Die Gruppenwache Grinzing wurde 1927/28 nach Plänen von Konstantin Peller und Josef Bittner errichtet und konnte Ende 1929 bezogen werden.

TF_FW_Grinzing_DigiDas architektonische Kleinod weist – ähnlich wie der Rabenhof – deutliche Anklänge an den nordischen Expressionismus auf und besitzt einen wirklich bemerkenswerten dreistöckigen Übungsturm. Der Bau wurde in den Jahren 1991/92 generalsaniert.
 
Adresse: 19., Cobenzlgasse 63
 
Die Gruppenwache Neustift am Walde wurde in den Jahren 1927/28 nach Plänen von Konstantin Peller und Josef Bittner errichtet und Anfang 1929 in Dienst gestellt.
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Besonders eindrucksvoll ist der freistehende dreistöckige Übungsturm im Hof, der zu einer eigenständigen futuristischen Bauplastik geformt wurde.

Eine weitere architektonische Besonderheit bilden die über zwei Stockwerke führenden schmalen Fenster an der Straßenfront, die ein helles Treppenhaus ergeben. In den Jahren 1989/90 wurde die Wache generalsaniert und hofseitig ein Zubau errichtet.

Adresse: 19., Rathstraße 37

 

Die Gruppenwache Kahlenbergerdorf wurde in den Jahren 1928/29 nach Plänen von Konstantin Peller und Josef Bittner errichtet und 1930 eröffnet.

Der dreigeschossige Bau mit dreistöckigem Übungsturm und abgerundeten Eckerkern ist ein kleines architektonisches Meisterwerk im malerischen Ort unterhalb des Kahlenbergs.

Die Wache wurde 1958 erstmals instandgesetzt, 1980 zur Wasserwache ausgebaut und 1988 generalsaniert.

Adresse: 19., Wigandgasse 25

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Die Gruppenwache Brigittenau wurde 1928/29 von Karl Badstieber im Ecktrakt der kommunalen Wohnhausanlage am Brigittaplatz (seit 2008 Manfred-Ackermann-Hof) errichtet und Anfang1930 in Dienst gestellt.

Nach Kriegsende wurden die Kriegsschäden am Gebäude behoben, 1957 erfolgte eine erste Generalinstandsetzung; nach einer zweiten Generalsanierung in den Jahren 1993/94 ist die Wache seit Ende 1994 wieder mit einer Löschgruppe besetzt.

Adresse: 20., Brigittaplatz 11-13

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Die heutige Gruppenwache Am Spitz in Floridsdorf wurde 1924 als Hauptfeuerwache errichtet und in den Jahren 1928 bis 1931 von Josef Bittner umgebaut und wesentlich erweitert.

Am Morgen des 13. Februar 1934 wurden hier 61 Feuerwehrmänner unter Führung Georg Weissels gefangengenommen; Weissel selbst wurde wegen bewaffneten Aufstandes vom Standgericht zum Tode verurteilt und am 15. Februar kurz vor ein Uhr früh im Landesgericht Wien hingerichtet. Im Februar 1946 erhielt die Gasse zur Erinnerung an ihn den Namen Weisselgasse.

Das 1944 durch Bomben schwer beschädigte Gebäude wurde 1947 wiederaufgebaut und in den folgenden Jahrzehnten mehrmals erweitert. Durch die Inbetriebnahme der neuen Hauptfeuerwache Floridsdorf wurde die Wache 1996 zur Gruppenwache herabgestuft. Die letzte Generalsanierung wurde 2002 abgeschlossen.

Adresse: 21., Weisselgasse 3

Die Gruppenwache Strebersdorf wurde 1928 errichtet und Anfang 1929 in Dienst gestellt. Das freistehende dreigeschossige Gebäude mit dreistöckigem Übungsturm zeigt die typische Bauweise der 1920er Jahre und ist bis zum ersten Stockwerk mit Sichtziegeln gebaut. Die 1944 beschädigte Wache wurde bis 1947 wieder instandgesetzt, 1969 renoviert und 1990 einer Generalsanierung unterzogen.

Adresse: 21., Strebersdorfer Platz 1

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Von besonderem Interesse ist natürlich auch die Zentralfeuerwache Am Hof. Die beiden Gebäude Nummer 9 und 10 wurden 1562 errichtet und dienten ursprünglich als Zeughaus, in dem bereits auch Wasserwagen und Löschgeräte untergebracht waren. 1732 wurden die beiden Häuser nach Plänen des kaiserlichen Zeugwartes Anton Ospel umgebaut und von Lorenzo Matielli mit den zwei Skulpturen der "Beharrlichkeit" und der "Stärke" versehen, die eine vergoldete Weltkugel tragen. Nach der Trennung der Feuerwehr vom Stadtbauamt im Jahre 1884 wurden beide Objekte der Feuerwehr überlassen.

Trotz wiederholter Umbauten waren die Gebäude nach dem Ersten Weltkrieg zu klein, weshalb die Gemeinde Wien 1935 das Haus Nummer 7 für die Feuerwehr erwarb, das 1727 bis 1730 nach Entwürfen von Lukas von Hildebrandt errichtet worden war. Heute befindet sich hier das Feuerwehrmuseum.

Das Haus Nummer 9 wurde im Zweiten Weltkrieg zerbombt und in den Jahren 1953 bis 1955 nach Plänen von Erich Leischner wiederaufgebaut. 1947 wurde an der Wiener Feuerwehrzentrale ein vom Bildhauer Mario Petrucci geschaffenes Denkmal angebracht, das an die Feuerwehrmänner Georg Weissel, Ludwig Ebhart, Josef Schwaiger, Rudolf Haider, Hermann Plackholm und Johann Zak erinnert, die allesamt Opfer des Faschismus in Österreich wurden.

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Zu den schönsten Feuerwachen Wiens zählt das denkmalgeschützte Wachgebäude der Hauptfeuerwache Mariahilf, 6., Gumpendorfer Gürtel 2, das auf einem Teil des aufgelassenenen Gumpendorfer Schlachthofes errichtet und im April 1914 nach nur zweijähriger Bauzeit in den Dienst gestellt wurde.

Nach Kriegsschäden und verschiedenen Umbauten fand in den Jahren 1994 bis 2000 eine Generalsanierung statt.


Weitere Feuerwachen:

Die Hauptfeuerwache Leopoldstadt, 2., Engerthstraße 216, wurde 1966 nach dreijähriger Bauzeit in Dienst genommen.

Die Zugfeuerwache Landstraße, 3., Baumgasse 89 wurde in den Jahren 1977 bis 1980 errichtet.

Die Gruppenwache Neubau, 7., Hermanngasse 24, ist im Amtshaus des 7. Bezirks untergebracht und wurde bereits 1910 bezogen. 2002 wurde die Wache einer Generalsanierung unterzogen.

Die Hauptfeuerwache Favoriten, 10., Sonnwendgasse 14, wurde nach Kriegsschäden neu errichtet und 1951 eröffnet. An den alten Bau aus dem Jahre 1909 erinnern nur mehr das Wohngebäude und die kleine Parkanlage.

Die Gruppenwache Rudolfshügel, 10., Stefan-Fadinger-Platz 37, wurde 1962 fertiggestellt.

Die Zugfeuerwache Simmering, 11., Florian-Hedorfer-Straße 6, wurde in den Jahren 1967 bis 1970 errichtet.

Die Gruppenwache Weidlingau, 14., Mühlbergstraße 6, wurde nach Auflösung der Wache Sankt Veit in den Jahren 1956 bis 1958 in einer städtischen Wohnhausanlage errichtet.

Die in den Kriegstagen stark beschädigte Hauptfeuerwache Döbling, 19., Würthgasse 5, wurde von 1956 bis 1959 als letzte der durch Kriegseinwirkung zerstörten Wachen der Wiener Berufsfeuerwehr neu errichtet.

Die Hauptfeuerwache Floridsdorf, 21., Josef-Brazdovics-Straße 4, wurde in den Jahren 1993 bis 1996 neu errichtet und zählt zu den modernsten Feuerwehrgebäuden Europas. Ihr Bau war wegen der zunehmend dichten Verbauung des 21. Bezirks notwendig geworden.

Die Feuerwache Kaisermühlen, 22., Wallenberggasse 4, wurde 2001 eröffnet.

Die Hauptfeuerwache Donaustadt, 22., Erzherzog-Karl-Straße 170, wurde in den Jahren 1961 bis 1963 zunächst als Zugwache errichtet. Eine Besonderheit stellen die markanten Wandbilder von Alois Taucher (1912 bis 1982) im Speisesaal und im Aufenthaltsraum dar, die die verschiedenen Tätigkeiten der Feuerwehr darstellen. Durch das rasante Wachstum des 22. Bezirks musste die Wache zwischen 1994 und 1996 vergrößert werden und erhielt den Status einer Hauptfeuerwache.

Mit dem Bau der Feuerwache Liesing, 23., Siebenhirtenstraße 10, wurde 1964 begonnen; 1967 nahm die Zugwache ihren Dienst auf. Durch die industrielle Entwicklung und den Bau großer Wohnhausanlagen in Liesing wurde 1980 der Aus- und Umbau zu einer Hauptfeuerwache beschlossen.

Zuletzt seien noch zwei spezielle Feuerwachen erwähnt, die 1988 gegründete Feuerwache Allgemeines Krankenhaus Wien (AKH), 9., Währingergürtel 18-20, und die Feuerwache Rathaus, 1., Lichtenfelsgasse 2. Die Rathauswache wurde in Folge der Unruhen vom 15. und 16. Juli 1927 vom Wiener Gemeinderat zum Schutz von Gemeindeeigentum und Gemeindeeinrichtungen installiert und war bis 1934 dem Oberkommando des Branddirektors der Wiener Berufsfeuerwehr unterstellt.

In den Nachkriegstagen des Jahres 1945 erteilte Bürgermeister Theodor Körner den Auftrag, die Rathauswache wieder ins Leben zu rufen und sie der Wiener Berufsfeuerwehr anzugliedern. Bis 1970 trugen die Angehörigen der "Wachabteilung der Wiener Feuerwehr" – so die damalige offizielle Bezeichnung – die Amtstitel der Polizei.

Literatur: Helmut Bouzek, Wien und seine Feuerwehr: Geschichte und Gegenwart, 1990; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934, 1985/2002.