Ernst Anton Plischke bis Viktor Reiter

Architekten des "Roten Wien"

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Plischke, Ernst Anton 
26.6.1903, Klosterneuburg (NÖ) – 23.5.1992, Wien
Der Sohn des Baurates Anton Plischke studierte zunächst an der Kunstgewerbeschule in Wien und im Anschluss daran bei Oskar StrnadJosef Frank und Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste. Schon während seines Studiums war er im Büro seines Vaters, aber auch im Atelier von Carl Witzmann tätig und fiel durch seine avantgardistischen Entwürfe auf. 1927 ging Plische in die USA, kehrte jedoch mangels größerer Aufträge 1929 nach Wien zurück. Auf Einladung von Josef Frank errichtete er zwei Wohnhäuser in der Werkbundsiedlung.

Arbeitsamt_Liesing

Mit Unterstützung seines Vaters erhielt Plischke den Auftrag für den Bau mehrerer neuer Arbeitsämter in Niederösterreich, wobei ihm mit seinem Arbeitsamt in Liesing eine Meisterleistung gelang, die zweifellos einen Höhepunkt der österreichischen Moderne der Zwischenkriegszeit darstellt (Weihsmann, 2005).

In Österreich blieb Ernst Anton Plischke dennoch unterbeschäftigt und wanderte 1939 nach Neuseeland aus, wo er als Stadtplaner arbeitete und 1947 Professor an der Universität von Auckland wurde.

1963 kehrte Plischke als Professor für Architektur an die Akademie der bildenden Künste nach Wien zurück, erhielt allerdings nur wenige Bauaufträge.

Polak-Hellwig, Otto
24.5.1885, Wien – 26.12.1958, Sidney (Australien)
Polak-Hellwig studierte an der TH Wien und an der Akademie der bildenden Künste in Wien, arbeitete in verschiedenen Ateliers, war von 1913–1915 Stadtbauamtsleiter in Mödling (NÖ) und danach selbständiger Architekt in Wien. Für die Gemeinde Wien plante er mehrere kleinere Wohnanlagen (10., Friedrich-Knauer-Gasse 2-4; 17., Hernalser Hauptstraße 54; 19., Budinskygasse 10), sein wichtigster Bau ist allerdings der Heimhof, den er als Prototyp eines "Einküchenhauses" errichtete. Polak-Hellwig war daneben auch im benachbarten Ausland tätig. Nach dem "Anschluss" wurde er aus "rassischen" Gründen gezwungen, sein Büro zu schließen und emigrierte 1939 nach Australien, wo er bis zu seinem Tod als selbständiger Architekt tätig war.

Popp, Alexander
10.8.1891, St. Leonhard (NÖ) – 7.12.1947, Linz
Popp arbeitete zunächst als Bauleiter der DDSG und errichtete später erste kleine Arbeiter- und Beamtensiedlungen. Nach Kriegsende studierte er bei Leopold Bauer und Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wurde nach Abschluss des Studiums Assistent von Behrens und dessen Mitarbeiter bei diversen Großprojekten.

Weinzierlgasse2

Über Vermittlung seines Mentors nahm Popp auch am Wohnbauprogramm der Gemeinde Wien teil. Von ihm stammen der Severhof in Ottakring sowie die interessanten Gemeindebauten 11., Rinnböckstraße 21 und 14., Weinzierlgasse 1-7. Seine wichtigsten Arbeiten realisierte Popp allerdings in Linz. In der Zeit des Ständestaates war Popp Präsident der Secession – dennoch gingen die Aufträge für mehrere Prestigeprojekte (u.a. RAVAG-Gebäude) an seinen Konkurrenten Holzmeister, der schließlich auch den Lehrstuhl von Behrens übernahm.

Ab 1935 illegales Mitglied der NSDAP wurde Popp 1938 kommisarischer Leiter der Akademie und 1941 deren Rektor. 1945 wurde Popp von sämtlichen öffentlichen Ämtern suspendiert.

Ludo_Hartmann_Hof_Bauer

Poppovits, Cesar
9.2.1876, Wien – 6.6.1938, Wien
Poppovits studierte an der TH Wien und machte sich 1905 selbständig. Bekannt wurde er zunächst mit originellen Gartenlauben und Ausstellungsbauten, aber auch mit Grab- und Denkmälern sowie Umbauten von Restaurants.

Einer erfolglosen Teilnahme am Wettbewerb für den Lassallehof folgten Aufträge für den außergewöhnlichen Ludo-Hartmann-Hof, den Dr.-Friedrich-Becke-Hof und den Therese-Schlesinger-Hof – allen gemeinsam ist Poppovits' Vorliebe für Klinker und aufwändigen keramischen Dekor.

TF_Fischerhof_Digi1Prutscher, Otto
7.4.1880, Wien – 15.2.1949, Wien

Rainer, Roland
1.5.1910, Klagenfurt – 10.4.2004, Wien

Reiter, Viktor
16.11.1894, Wien – 27.9.1973, Graz
Reiter studierte nach Kriegsende an der Akademie der bildenden Künste und war bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs als freiberuflicher Architekt tätig. Im Rahmen des kommunalen Wohnbauprogramms wirkte er am Grossmannhof mit und entwarf mehrere kleinere, aber wirklich bemerkenswerte Anlagen in 12., Rosenhügelstraße 35a sowie 13., Biraghigasse 38-42 (den späteren Eduard-Popp-Hof), Lynkeusgasse 29-31 und Speisinger Straße 84-98 (heute Wanda-Lanzer-Hof). Ab 1934 wohnte er in der Künstlersiedlung in Hietzing. Reiter, der auch in der NS-Zeit als Architekt für Wohnhausanlagen tätig war, übersiedelte kurz vor Kriegsende nach Graz.

Literatur: Helmut Weihsmann, In Wien erbaut, 2005; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.