1934 – 1945

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Revolutionaere_Sozialisten_TF_Streuzettel_BM12Nach dem Verbot der gesamten Arbeiterbewegung im Februar 1934, das selbst vor Gesangs-, Schach- und Briefmarkensammlervereinen nicht Halt machte, bilden sich in vielen Bezirken illegale Gruppen.

Schon Mitte Februar entsteht als Versuch einer zentralen Leitung dieses Widerstandes das "Schattenkomitee" um Oscar Pollak und Otto Leichter. Bald darauf wird ein "Fünferkomitee" mit Manfred Ackermann als Vorsitzendem gegründet, das sich ab März 1934 "Zentralkomitee der Revolutionären Sozialisten" nennt.

In Brünn wird unterdessen unter der Führung Otto Bauers das Auslandsbüro der Österreichischen Sozialdemokraten gegründet, das die Arbeit der Revolutionären Sozialisten v.a. mit Publikationen unterstützt.

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Einige enttäuschte Schutzbündler wenden sich der Kommunistischen Partei zu, die zwar straffer organisiert, aber durch innere Auseinandersetzungen ebenfalls geschwächt ist. Versuche einer Zusammenarbeit zwischen RS und KP bleiben allerdings in Ansätzen stecken.

Die tiefgreifenden politischen Meinungsverschiedenheiten kommen v.a. in der Gewerkschaftspolitik zum Ausdruck, wo die KP für die Taktik des "Trojanischen Pferdes", also für die Mitarbeit in den legalen Organisationen eintritt, wogegen die Sozialdemokraten darin die Gefahr einer Desorientierung der Arbeiterschaft sehen.

Als sich 1936 das Bündnis zwischen deutschem Nationalsozialismus und italienischem Faschismus immer deutlicher abzeichnet und eine Verständigung der Austrofaschisten mit der illegalen Arbeiterbewegung nicht zustande kommt, wird klar, dass der Zweifrontenkrieg der Austrofaschisten nicht zu gewinnen ist.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich im Frühjahr 1938 verändert die Bedingungen für die illegale politische Arbeit dramatisch – bereits die Weitergabe illegaler Schriften wird nun mit der Todesstrafe bedroht. Die Widerstandstätigkeit beschränkt sich deshalb v.a. auf das Sammeln von Geldbeträgen für die Familien von Inhaftierten und auf die Weitergabe von Informationen.

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Trotz der unmittelbaren Lebensgefahr und der brutalen Unterdrückung jeder Form des Widerstandes kommt es – v.a. in einigen großen Betrieben – immer wieder zu Agitationen mit Flugblättern und illegalen Zeitschriften, und vereinzelt auch zu Sabotageakten, wie z.B. bei der Eisenbahn und in der Rüstungsindustrie.

Insgesamt werden in der Zeit des Faschismus etwa 2.700 Österreicher aus politischen Gründen hingerichtet; mehr als 32.000 Gegner der Nationalsozialisten sterben in Gefängnissen und Konzentrationslagern.

65.000 österreichische Juden werden von den Nationalsozialisten aus "rassischen" Gründen ermordet.