Die 1926 nach Plänen von Cesar Poppovits errichtete Wohnhausanlage der Stadt Wien umfasste ursprünglich 231 Wohnungen und wurde nach dem Mineralogen und Petrographen Johann Karl Friedrich Becke (31.12.1855, Prag – 18.6.1931, Wien) benannt, an den auch eine Gedenktafel beim Eingang erinnert.
Friedrich Becke war von 1882 bis 1890 als Universitätsprofessor in Czernowitz, dann in Prag und ab 1898 in Wien tätig. Von 1911 bis 1929 war Becke auch Generalsekretär der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er erfand eine Bestimmungsmethode für Mineralien aufgrund ihrer optischen Eigenschaften und ist Namengeber für die "Beckesche Linie". Als Obmann des Vereins "Volksheim" erwarb er sich große Verdienste um die Volksbildung.
In einem Nachruf schrieb die Arbeiter-Zeitung: Friedrich Becke war nicht Sozialdemokrat, aber bei der vierzigjährigen Gründungsfeier des Gumpendorfer Arbeiterbildungsvereines war er der Vertreter der bürgerlichen Volksbildungsinstitutionen, der Festgast der Wiener sozialdemokratischen Arbeiterschaft und Viktor [sic!] Adlers, der ihn so hoch schätzte.
Nicht weiter ungewöhnlich sind die Straßenfassaden mit ihren Spitzerkergruppen; etwas unheimlich wirkt hingegen bereits der Abgang zum deutlich tiefer gelegenen Innenhof, der mit seinen bizarren keramischen Tafeln, den Tierplastiken von Robert Obsieger und den expressiven Klinkerverkleidungen einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
Die Wohnhausanlage umfasste auch mehrere Geschäftslokale und das Vereinslokal der Sozialistischen Arbeiterjugend Ottakring. In einem Nebengebäude in der Brüßlgasse wurde nachträglich ein Kindergarten eingerichtet.
Werk: Optische Untersuchungsmethoden, 1904; Chemische Analysen von krystallinen Gesteinen aus der Zentralkette der Ostalpen, 1912; Über Mineralbestand und Struktur der krystallinischen Schiefer, 1913.
Literatur: - Friedrich Becke: Hermann Tertsch, Erinnerungen an Friedrich Becke, 1956; Gustav Tschermak, Lehrbuch der Mineralogie (bearb. von Friedrich Becke), 1923. - Dr.-Friedrich-Becke-Hof: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934, 1980; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.