Ottakring

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Ottakring wurde in den Jahren 1890/92 aus den Ortschaften Altottakring, Neuottakring und Neulerchenfeld gebildet, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch ausgedehnte Arbeiterwohnviertel stark gewachsen waren – Ottakring besaß damals neben Favoriten die stärkste tschechische Minderheit der Stadt.

Durch seine Lage außerhalb der "Verzehrungssteuergrenze" (des heutigen Gürtels) und an der früheren Hauptverbindung nach Westen war Ottakring ein besonders attraktiver Industriestandort mit unzähligen Mietskasernen und einer stark politisierten und gut organisierten Arbeiterschaft.

Der heutige 16. Bezirk umfasst 8,64 Quadratkilometer und etwa 100.000 Einwohner (2017). Hauptader des Bezirks ist die Thaliastraße, die zum Teil im Tal des zur Gänze überwölbten Ottakringerbachs liegt. Der typische Arbeiterbezirk besitzt an seinen in den Wienerwald hinaufreichenden Westrändern auch Gartensiedlungen und zahlreiche beliebte Heurige (Liebhartstal, Starchant, Spiegelgrund, Gallitzinberg, Wilhelminenberg).

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An öffentlichen Einrichtungen und Gebäuden sind v.a. die ehemalige Tabakfabrik und zahlreiche andere Industriebetriebe, die Ottakringer Brauerei, das Kongressbad und die Gemeindebauanlage in Sandleiten (ab 1924), das Wilhelminenspital, das Ottakringer Bad, die Kuffner-Sternwarte, das 1988 zu einem Hotel umgebaute Schloss Wilhelminenberg (1927 bis 1977 mit Unterbrechungen als Kinderheim genutzt), der Brunnenmarkt und das Forschungsinstitut für Wildtierkunde der Veterinärmedizinischen Universität zu erwähnen.

Die  Ottakringer Arbeiterbewegung zählte immer schon zu den stärksten und aktivsten der Bundeshauptstadt.

TF_OttakringArbeiterheim_BO16Das erste Lesezimmer eines Arbeiterbildungsvereins in Ottakring wurde bereits im Jahr 1868 in der heutigen Gansterergasse 5 eingerichtet. Nach dem Niedergang während der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts wurden erste Ansätze einer organisierten politischen Tätigkeit der Arbeiterschaft von Franz Schuhmeier und Albert Sever in Neulerchenfeld initiiert.

Da politische Gruppierungen damals noch verboten waren, gründete Franz Schuhmeier eine Anzahl von unterschiedlichen Vereinen: Einen Raucherklub (1886), einen Tanzverein, den Bildungsverein "Apollo" (1889) sowie mehrere Turn- und Sportgruppen, darunter auch den Arbeiter-Radfahrerverein "Bruderbund" – und legte damit den Grundstein für die spätere Bezirksorganisation, die sich bald rasant entwickeln sollte.

1907, nur wenige Jahre nachdem in Favoriten das erste Arbeiterheim Österreichs entstanden war, konnte auch das Ottakringer Arbeiterheim in der Kreitnergasse 29-33 eröffnet werden. Etwa zur gleichen Zeit wurde auch das neue Volksheim am damaligen Koflerplatz (jetzt Ludo-Hartmann-Platz) fertiggestellt.
1919 wurde der Eisenbahner Johann Pollitzer zum ersten sozialistischen Bezirksvorsteher von Ottakring gewählt. In seiner Amtszeit verbesserte sich die Lebensqualität im 16. Bezirk durch die Errichtung der großen kommunalen Wohnbauten, aber auch durch die Schaffung von Gemeinschaftseinrichtungen und Erholungsstätten (Ottakringer BadKongressparkKongressbad) nachhaltig. 
 
 
 
 
 
 

Eine weitere wichtige sozialdemokratische Stätte der Ersten Republik befand sich in der Maderspergerstraße 2. An der Stelle der heutigen Wohnhausanlage stand ein altes Haus, in dem der Kultur- und Bildungsverein "Wohlfahrt" bis zum Februar 1934 seinen Sitz hatte und in dem die Ottakringer Kinderfreunde und Roten Falken mit Theatergruppen, Gesangsvereinen, Tanzgruppen usw. viele Entfaltungsmöglichkeiten besaßen.

Im Februar 1934 fanden in Teilen Ottakrings schwere Kämpfe statt. Beim massiven Beschuss des Arbeiterheimes starb auch Ida Sever, die Frau des beliebten sozialdemokratischen Abgeordneten Albert Sever. Die festgenommenen Verteidiger des Arbeiterheimes Josef Dangl, Ludwig Tuma, Josef Fidra und Anton Prybil wurden standrechtlich zum Tode verurteilt und erst nach Intervention der englischen Labour-Party zu langjährigen Kerkerstrafen begnadigt.

Die SPÖ-Ottakring, die ihr Parteiheim in der Kreitnergasse 1934 verloren hatte, richtete ihr Bezirkssekretariat nach dem Krieg zuerst im Karl-Volkert-Hof in der Klausgasse 44, dann in den Räumlichkeiten der früheren tschechischen Schule in der Possingergasse ein. 1955 erhielt sie als Akt der Wiedergutmachung das ehemalige Schulgebäude am Schuhmeierplatz 17-18 (sogenannte "Habsburger Schule"), das 1941 von der NSDAP als Gauhaus requiriert worden war und von 1945 bis 1955 der französischen Besatzungsmacht als Kommandantur diente.
 

1957 wurde das bereits baufällige Gebäude abgerissen und an seiner Stelle der heutige Wohnbau mit 102 Wohnungen errichtet, in dem die SPÖ-Ottakring nach wie vor ihren Sitz hat. In diesem Gebäude befindet sich auch der Albert-Sever-Saal, der ein Zentrum der Veranstaltungstätigkeit im Bezirk ist. An der Hausfront erinnert eine über fünf Stockwerke reichende Marmorintarsie, die Walter Harnisch in Zusammenarbeit mit Sepp Steiner geschaffen hat, an die Ottakringer Sozialdemokraten Schuhmeier und Sever.

Im Herbst 1981 übergab Bürgermeister Leopold Gratz die 200.000. Gemeindewohnung im Gemeindewohnbau Sulmgasse / Pfenninggeldgasse, gegenüber dem Schuhmeier-Denkmal.

 

Seit April 1946 gehörten sämtliche BezirksvorsteherInnen Ottakrings der SPÖ an:

August Scholz (1946 bis 1964)
Hans Hobl (1964 bis 1970)
Josef Srp (1970 bis 1979)
Alfred Barton (1980 bis 1996)
Ernestine Graßberger (1996 bis 2004)
Franz Prokop (2004-2024)
Stefanie Lamp (seit Februar 2024)

Bei der Bezirksvertretungswahl 2020 erhielten die SPÖ 39% und 25 Mandate (von 60 Mandaten), die Grünen 20% und 13 Mandate, die ÖVP 16,8% und 11 Mandate, die Neos 6% und 3 Mandate, die FPÖ 6% und 3 Mandate, Links 4,3% und 2 Mandate, HC 2,8% und 1 Mandat, SÖZ 1,9% und 1 Mandat sowie Bier 1,8% und 1 Mandat.

Bezirksorganisation der SPÖ-Ottakring
16., Schuhmeierplatz 17-18
Tel.: 492 07 66

BezirksparteivorsitzenderChristian Oxonitsch
Bezirksvorsteherin: Stefanie Lamp

Literatur: Felix Czeike, XVI. Ottakring, 1981; Maria Kinz, Damals in Ottakring..., 1991; Christine Klusacek, Ottakring: zwischen heute und morgen, 2005; Hubert Pfoch, Kampf und Aufstieg, 1986; Alja Rachmanowa, Milchfrau in Ottakring. Tagebuch aus den dreißiger Jahren, 2003; Friedrich Slezak, Ottakringer Arbeiterkultur: an zwei Beispielen, 1982.