Nach dem Tod des kroatischen Vaters übersiedelte Albert Severs Mutter mit ihrem einzigen Kind nach Wien. Hier erlernte der junge Sever zunächst das Fleischhauergewerbe und arbeitete später in einer Buntpapierfabrik. Die politische Laufbahn Severs begann in dem von Franz Schuhmeier geleiteten und als Raucherklub getarnten politischen Verein "Apollo"; während Schuhmeier als glänzender Redner und Agitator reüssierte, galt Sever als begabter Organisator. Gemeinsam entwickelten sie das im Prinzip bis heute gültige System der Vertrauenspersonen und der Gliederung der Partei in Sektionen, und schufen damit die organisatorischen Grundlagen einer modernen Massenpartei.
1908 wurde der seit 1894 als Krankenkassenbeamter tätige Sever in den niederösterreichischen Landtag, 1911 in den Reichsrat gewählt. 1913 übernahm er als Nachfolger seines ermordeten Freundes Schuhmeier die Funktion des Bezirksobmanns der Ottakringer Sozialdemokraten, der zum damaligen Zeitpunkt stärksten Parteiorganisation Wiens.
Als die Sozialdemokraten bei der Wahl des niederösterreichischen Landtages am 4. Mai 1919 die absolute Mehrheit erhielten, wurde Albert Sever zum ersten demokratisch legitimierten Landeshauptmann Niederösterreichs gewählt. Ein Amt, das er bis zum 10. November 1920, dem Tag des Inkrafttretens der Bundesverfassung, die die Abtrennung Wiens von Niederösterreich einleitete, beibehielt.
In der Folge konzentrierte sich Sever auf die Parteiarbeit in Ottakring, gehörte aber bis zuletzt auch dem im März 1933 de facto aufgelösten Nationalrat an.
Besonders populär und gleichzeitig heftig umstritten war Sever durch eine Verordnung, die geschiedenen Personen, denen nach den Grundsätzen der katholischen Kirche eine neuerliche Verehelichung verboten war, aufgrund eines einfach zu erlangenden Dispenses des Landeshauptmanns die Wiederverheiratung ermöglichte.
Literatur: Albert Sever. Ein Mann aus dem Volk, 1956; Ulrike Harmat, Ehe auf Widerruf?, 1999.