Das an der Grenze zwischen Ottakring und Hernals gelegene Kongressbad wurde im Rahmen eines "außerordentlichen Arbeitsprogramms zur Linderung der Arbeitslosigkeit" gleichzeitig mit dem Kongresspark nach Plänen von Erich Leischner auf einer ehemaligen Sandgewinnungsstätte und Mülldeponie errichtet. Das Bad war als infrastrukturelle Ergänzung zu den rundherum entstehenden Gemeindebauten, allen voran dem Sandleiten-Hof, gedacht, und wurde am 20. Mai 1928 eröffnet. Von seinen Gästen wird es liebevoll "Konge", "Kongerl" oder auch "Kongo" genannt.
Das z.T. unter Denkmalschutz stehende Bad ist mit seinem monumentalen dreiachsigen und mit Fahnenstangen geschmückten Eingang gegenüber der Vorortelinie und der rot-weißen Holzverschalung ein architektonisches Musterbeispiel für die von der Stadtverwaltung des "Roten Wien" geförderte Bäderkultur.
Das berühmte, 100 Meter lange und 20 Meter breite Becken des Kongressbades, ein "Werk von gleichermaßen eigenartiger wie auch einzigartiger Monstrosität" (W. Müller), ist heute nur noch zu erahnen, da es in zwei gleich große Hälften geteilt wurde.
Das Becken war mit Hochquellwasser gefüllt, das in einer elektrischen Kesselanlage vorgewärmt wurde. Bereits seit Beginn der 1930er Jahre bestand im Kongressbad eine Flutlichtanlage für Nachtbetrieb.
Der mächtige 10-Meter-Sprungturm aus Eisenbeton wurde 1981 abgetragen. 1987/88 wurde das Kongressbad generalsaniert und mit zeitgemäßen Sport- und Erlebnisanlagen ausgestattet. Dabei wurden auch ein Teil des benachbarten Parks und das Kinderfreibad in das Bad einbezogen.
Im April 2008 fiel ein Teil der Anlage einem Brandanschlag zum Opfer, der monumentale Eingangsbereich war vom Brand jedoch nicht betroffen.
Literatur: Hans Hovorka [Hrsg.], Republik "Konge". Ein Schwimmbad erzählt seine Geschichte - das städtische Schwimm-, Sonnen- und Luftbad am Kongreßplatz in Wien-Ottakring 1928 – 1988, 1988; Helfried Seemann und Christian Lunzer, Wiener Bäder, 2004; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.