Steinitz, Heinrich

30.8.1879, Bielitz/Biala (Polen) – 1942 ermordet im KZ-Auschwitz (Polen)

Steinitz_heinrich2_head_doew

S

Heinrich Steinitz studierte Rechtswissenschaften in Wien und wurde nach kurzer richterlicher Tätigkeit Rechtsanwalt. Im Ersten Weltkrieg geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, aus der ihm die Flucht gelang. In Wien schloss sich Steinitz den Sozialdemokraten an und wurde Mitarbeiter im Reichsarbeiterrat.

Später war Heinrich Steinitz wieder als Rechtsanwalt tätig, vertrat in den politischen Prozessen der 1930er Jahre viele Sozialisten vor Gericht – u.a. auch Bruno Kreisky im Sozialistenprozess von 1936 – und wurde bald zum wichtigsten Rechtsbeistand der Arbeiterbewegung. Heinrich Steinitz hatte auch als Schriftsteller Erfolg, v.a. mit seinem 1936 unter dem Pseudonym Karl Heinrich Stein erschienenen Roman "Tilman Riemenschneider im deutschen Bauernkrieg – Geschichte einer geistigen Haltung".

Am 14. März 1938, unmittelbar nach der Besetzung Österreichs, wurde Steinitz von der Gestapo verhaftet, zunächst ins KZ-Dachau, dann ins KZ-Buchenwald und im Oktober 1942 schließlich nach Auschwitz deportiert. Am 4. oder 5. Tag nach unserer Ankunft, berichtete sein Leidensgenosse Benedikt Kautsky später, wurden wir nach der Arbeitsfähigkeit gesichtet. Heinrich, ebenso wie Edmund Reismann wurden als zu alt ausgeschieden. Am selben Nachmittag marschierten sie nach Birkenau, wir sahen sie nie wieder ... Als ich mich von ihm verabschiedete, war er gefaßt; seine letzten Worte zu mir waren: Wer weiß, was ich mir erspare. 

TF_Steinitz_2

Das frühere Wohnhaus von Heinrich Steinitz befindet sich in der St.-Veit-Gasse 7 im 13. Bezirk. Die Wohnung des Rechtsanwaltes und Schriftstellers lag im oberen Stock dieser Villa. In der Zeit des Austrofaschismus fanden hier regelmäßig – meist an Freitagabenden – Zusammenkünfte statt, an denen Käthe und Otto LeichterFrieda NödlJacques HannakAline und Carl Furtmüller und andere teilnahmen.

Die in den Jahren 1952 bis 1955 errichtete Wohnhausanlage der Gemeinde Wien, 13., Auhofstraße 6, wurde Steinitzhof benannt. An der Fassade des Wohnhauses, 13., Auhofstraße 6B, erinnert eine Gedenktafel an den "Anwalt vieler Verfolgter". 

Literatur: Herbert Exenberger (Hrsg.), Als stünd' die Welt in Flammen. Eine Anthologie ermordeter sozialistischer SchriftstellerInnen, 2000; Christina Pal, Heinrich Steinitz. Rechtsanwalt; Dichter; Volksbildner, 2004; dies., Heinrich Steinitz - Anwalt und Poet, 2006.