Carl Furtmüller kam schon als Student mit der Arbeiterbewegung in Kontakt. Später war er als Vortragender in der sozialdemokratischen Bildungsbewegung tätig und wurde deshalb mehrmals gemaßregelt. Furtmüller gehörte dem Kreis um Alfred Adler und dem von Adler in Wien gegründeten "Verein für freie psychoanalytische Forschung" an, und begründete mit diesem 1914 die "Zeitschrift für Individualpsychologie".
Nach dem Ersten Weltkrieg war Furtmüller führend an der großen Schulreform Otto Glöckels beteiligt. 1919 in die Reformabteilung des Unterrichtsministeriums berufen, zählte Furtmüller neben Viktor Fadrus und Hans Fischl zu den einflussreichsten Pädagogen der Ersten Republik.
1938 floh das Ehepaar Aline und Carl Furtmüller nach Frankreich, später in die USA, wo Carl Furtmüller zunächst als Deutschlehrer in Baltimore, dann bei einer Radiostation in New York arbeitete und eines der führenden Mitglieder des "Austrian Labor Committee" war.
Nach seiner Rückkehr im Jahr 1947 war Furtmüller von 1948 bis zu seinem Tod als Direktor des Pädagogischen Instituts der Stadt Wien tätig.
Die städtische Wohnhausanlage, 5., Ziegelofengasse 12-14, wurde nach dem Ehepaar Aline und Carl Furtmüller Furtmüllerhof benannt.
Werk: Denken und Handeln. Schriften zur Psychologie 1905–1950, 1983.
Literatur: Oskar Achs (Hrsg.), Carl Furtmüller (1880–1951), Sozialismus und Individualpsychologie, 1997; Alfred Levy und Gerald Mackenthun (Hrsg.), Gestalten um Alfred Adler, 2001.