Neubau

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Der heutige 7. Bezirk wurde im Jahr 1850 aus den Vorstädten Neubau, St. Ulrich, Spittelberg – dem früheren "Krowatendörfel" –, Schottenfeld und Lerchenfeld gebildet. Der auf einem Höhenzug zwischen Wienfluss und dem eingewölbten Ottakringerbach gelegene Bezirk umfasst 1,61 Quadratkilometer und zählt etwa 32.000 Einwohner (2017).

Neubau erlebte im 18. Jahrhundert durch die Errichtung von Band- und Seidenfabriken einen starken Aufschwung und wurde in der Folge dicht verbaut. Diese z.T. noch erhaltenen Vorstadtgassen mit den biedermeierlichen und gründerzeitlichen Häusern charakterisieren Neubau ebenso wie die Konzentration von Kleingewerbe und Handel (besonders Möbel). Die großen Warenhäuser in der Mariahilfer Straße entstanden im späten 19. Jahrhundert nach internationalem Vorbild.

Wichtige öffentliche Einrichtungen in Neubau sind die ehemaligen Hofstallungen (seit 1998 MuseumsQuartier), die Stiftskaserne (mit ihrem "Wahrzeichen", einem Flakturm aus dem Zweiten Weltkrieg), das Volkstheater, das ehemalige städtische Sophienspital (seit 1999 "Sozialmedizinisches Zentrum"), das Renaissancetheater ("Theater der Jugend"), das Literaturhaus, das Kaiserliche Hofmobiliendepot und die neue Hauptbibliothek am Gürtel.

Bereits 1868 wurde ein erstes Lesezimmer des Arbeiterbildungsvereins Neubau in der Zieglergasse 18 eingerichtet. Der Beginn der organisierten Arbeiterbewegung im 7. Bezirk erfolgte allerdings erst in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts: Am 5. Dezember 1882 wurde im Gasthaus "Zum langen Keller" in der Burggasse 67 der "Volksverein Gerechtigkeit für den 7. Bezirk" gegründet. Getagt wurde zumeist in Gasthäusern: im "Zur Stadt Braunau" am Urban-Loritz-Platz 3, im Gasthaus der Gold- und Silberschmiede in der Hermanngasse 9, oder im Gasthaus Kosch, Ecke Bernhardgasse / Wimbergergasse.

Im Jahr 1912 konnte schließlich in der Kandlgasse 10 ein eigenes Lokal bezogen werden; dies war zugleich die Gelegenheit, Ortsgruppen der Kinderfreunde und der sozialdemokratischen Frauen zu gründen. Vermutlich konnte schon bald darauf das Geld für die Miete nicht mehr aufgebracht werden, denn während des Ersten Weltkriegs befand sich der Sitz der Organisation wieder im Gasthaus in der Hermanngasse 9, die Vorstandssitzungen wurden in einer Privatwohnung in der Kirchberggasse 24 abgehalten. Auch die Wahlbewegung des Jahres 1919 wurde noch im Gasthaus Klein, Stuckgasse 2, und bei der Genossenschaft der Wanderhändler, Schrankgase 9, vorbereitet, danach im Kellerlokal des Gasthauses "Burgkeller", Burggasse 72.

1919 wurde der Name des Vereins von "Volksverein Gerechtigkeit" auf "Sozialdemokratische Bezirksorganisation Neubau" geändert, und am 1. Juli 1919 konnte das erste Bezirkssekretariat der Neubauer Sozialdemokraten in der Hermanngasse 2 bezogen werden, in dessen Keller sich später ein Kleinkaliber-Schließstand des Republikanischen Schutzbundes befand.

Da sich die neuen Räumlichkeiten bald als zu klein erwiesen, fasste man den Entschluss, ein eigenes Volkshaus zu gründen. Am 26. Februar 1920 fand die gründende Hauptversammlung des Vereins "Volkshaus Neubau" statt, allerdings wurde die erste Geldsammlung durch die Geldentwertung rasch wieder zunichte gemacht.

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1926 fand eine neuerliche Geldsammlung statt, die so erfolgreich verlief, dass bereits im Herbst desselben Jahres das Haus Zieglergasse 9 von der Produktivgenossenschaft der Schneidermeister Wiens erworben werden konnte. Stadtbaumeister Peter Brich leitete den Umbau und am 29. Mai 1927 konnte in Gegenwart des Parteivorsitzenden, Bürgermeister Karl Seitz, die Eröffnung des Volkshauses Neubau gefeiert werden.

Das Haus in der Neubaugasse 25, in dem das Bezirkssekretariat der SPÖ-Neubau nach Kriegsende untergebracht war, hat ebenfalls historische Bedeutung. Früher stand hier das Haus "Zu den drei Reitern", das von 1839 bis 1862 als Gemeindehaus der Vorstadt Neubau und danach bis 1910 als Magistratisches Bezirksamt sowie von 1864 bis 1891 auch als Mädchenvolksschule diente.

Das Gebäude wurde 1910 abgerissen, und im Jahr darauf wurde an seiner Stelle der Elsahof, ein Geschäfts- und Wohnhaus nach Plänen von Hans Prutscher, errichtet.

Im Oktober 2012 zog die SPÖ Neubau hier aus und gemeinsam mit der SPÖ Mariahilf an den neuen Standort in der Lindengasse.


Die SPÖ stellte im mehrheitlich "bürgerlichen" 7. Bezirk seit 1945 erst zwei BezirksvorsteherInnen:

Herbert Tamchina (1991 bis 1998)
Gabriele Zimmermann (1998 bis 2001)

Bei der Bezirksvertretungswahl 2020 erhielten die Grünen 44,9% und 19 Mandate (von 40 Mandaten), die SPÖ 20,6% und 9 Mandate, die ÖVP 13,7% und 6 Mandate, die Neos 7,8% und 3 Mandate, Links 4,7% und 2 Mandate sowie die FPÖ 2,9% und 1 Mandat. Neubau war bereits 2001 der erste Wiener Gemeindebezirk mit einem Grünen als Bezirksvorsteher.

Bezirksorganisation der SPÖ-Neubau
7., Lindengasse 64
Tel.: 534 27 / 1070

Bezirksparteivorsitzende: Mag.a Nina Abrahamczik
Bezirksvorsteherstellvertreter: Gallus Vögel

Literatur: Elfriede Faber, Neubau. Geschichte des 7. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte, 1995; Manfred Lang, Ein neuer Neubau, 1989.