Wieden

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Im Jahr 1850 wurden die Vorstädte Wieden, Schaumburgergrund, Hungelbrunn, Nikolsdorf, Matzleinsdorf, Laurenzergrund, Hundsturm, Reinprechtsdorf und Margareten zum 4. Wiener Gemeindebezirk zusammengefasst. Wegen der großen sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede wurde der neue Bezirk jedoch 1861 wieder geteilt. Die ehemaligen Vorstädte Matzleinsdorf, Margareten, Hundsturm, Laurenzergrund, Reinprechtsdorf und Nikolsdorf bilden seit damals den 5. Wiener Gemeindebezirk Margareten; die außerhalb des Linienwalls gelegenen Teile wurden 1874 als 10. Bezirk Favoriten abgetrennt.

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Der 4. Bezirk zählt heute mit 1,83 km2 zu den kleinsten Bezirken Wiens; durch die dichte Verbauung leben hier immerhin über 33.000 Menschen (2019).

Wichtige öffentliche Einrichtungen im 4. Bezirk sind die Technische Universität Wien (einschließlich ihrer neuerrichteten Bibliothek), das Historische Museum der Stadt Wien (seit 2003 Wien Museum), das Rundfunkgebäude (1935 bis 1937 nach Plänen von Clemens Holzmeister errichtet), die Arbeiterkammer für Wien und das Adolf-Czettel-Bildungszentrum (mit dem Theater Akzent) sowie die Wirtschaftskammer Österreich. Zu erwähnen sind weiters die Diplomatische Akademie, eine Reihe von Botschaften und mehrere Schulen, darunter das Theresianum. Wieden gilt als "bürgerlicher" Bezirk; allerdings war die (relative) Mehrheit der ÖVP stets sehr knapp.

Keimzelle der Arbeiterbewegung im 4. Bezirk war das im Jahre 1868 eingerichtete Lesezimmer des Arbeiterbildungsvereins im Gasthaus "Zum wilden Mann" in der Favoritenstraße 40. Am 26. Mai 1897 gründete Andreas Grosse zur Vorbereitung der im selben Jahr erstmals abgehaltenen allgemeinen Wahlen den "Sozialdemokratischen Wahlverein Wieden". Bis 1918 zählte dieser Verein allerdings nie mehr als 250 Mitglieder.
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In der Ersten Republik war die Zentrale der Bezirksparteiorganisation auf der Wiedner Hauptstraße 60b, wo sich im ersten Stock ein Versammlungssaal mit Bibliothek befand. 1927 zählte man bereits über 4.000 Mitglieder. Wenig bekannt ist, dass Bruno Kreisky, der im 5. Bezirk geboren wurde, seine Jugend in der Rainergasse 29 verbrachte und sich bereits als Sechzehnjähriger in der Sozialistischen Arbeiterjugend  in Wieden politisch zu engagieren begann. 1932 wurde mit Gottfried Albrecht erstmals ein Sozialdemokrat Bezirksvorsteher in Wieden; mit 40% der Stimmen profitierte er v.a. von der Spaltung des bürgerlichen Lagers durch die Nationalsozialisten.

Nach Kriegsende erhielt die SPÖ Wieden ihr Parteilokal in der Wiedner Hauptstraße 60b, das vorübergehend von der KPÖ besetzt worden war, wieder zurück. 1954 wurde der renovierte Parteisaal im ersten Stock des Hauses durch Franz Jonas wiedereröffnet.
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1976 entstand schließlich die Idee, im Festsaal der SPÖ Wieden ein politisch engagiertes Theater einzurichten. Chefin des neues Hauses wurde Topsy Küppers, die die Freie Bühne Wieden seit ihrer Eröffnung am 14.12.1976 führte.

Am Silvesterabend 2000 übergab Topsy Küppers nach fast 25jähriger Tätigkeit ihre Bühne dem Autor und Regisseur Gerald Szyszkowitz, der sich zur Aufgabe gestellt hat, die "Freie Bühne" als Uraufführungstheater weiter zu führen.

Die SPÖ stellte seit 1945 folgende Bezirksvorsteher im 4. Bezirk:
Gottfried Albrecht (1945/46)
Leopold Plasch (2010-2018)
Lea Halbwidl (seit 2018)


Bei der Bezirksvertretungswahl 2020 erhielten die SPÖ 33,2% und 15 Mandate (von 40 Mandaten), die Grünen 28,1% und 12 Mandate, die ÖVP 19,7% und 8 Mandate, die Neos 8,6% und 3 Mandate, Links 3,6% und 1 Mandat sowie die FPÖ 3,4% und 1 Mandat.

Bezirksorganisation der SPÖ-Wieden
4., Wiedner Hauptstraße 60b
Tel.: 586 14 79

Bezirksparteivorsitzender: Kurt Wagner
Bezirksvorsteherin: Lea Halbwidl

Literatur: Felix F. Czeipek, Wien - Wieden: historische Bezirksbilder, 2004; Helga Gibs, Wieden: Bürger, Beisln und Barock, 1999; Philipp Maurer, Der Zukunft entgegen, 1987.