Jura Soyfer war der Sohn des jüdischen Industriellen Wladimir Soyfer und dessen Frau Ljubow. 1920 floh die Familie vor der russischen Oktoberrevolution nach Wien und ließ sich in der Gärtnergasse 10 im dritten Bezirk nieder. Soyfer besuchte ab 1923 das Gymnasium in der Hagenmüllergasse 30, wo er mit dem Verband Sozialistischer Mittelschüler in Kontakt kam. Wenig später stieß Jura Soyfer zur Spielgruppe der "Blauen Blusen", für die er satirische Texte verfasste. 1929 wurde Soyfer Mitglied des Politischen Kabaretts der Sozialistischen Veranstaltungsgruppe. Anfang der 1930er Jahre erschienen seine politischen Satiren erstmals in der zeitkritischen Rubrik "Zwischenrufe links" der Arbeiter-Zeitung und in der sozialdemokratischen Illustrierten Der Kuckuck.
Enttäuscht über das Unvermögen der sozialdemokratischen Parteiführung wandte sich Jura Soyfer nach den Februarkämpfen 1934 der illegalen Kommunistischen Partei zu. Sein Schlüsselroman "So starb eine Partei" ist nur in Fragmenten erhalten.
1935 machte der Schriftsteller Hans Weigel ihn mit Leo Aschkenasy bekannt, der für die Kleinkunstbühne "ABC" in der Porzellangasse als Schauspieler und Regisseur tätig war. Jura Soyfer, der auch für das Kabarett "Literatur am Naschmarkt" arbeitete, wurde ihr "Hausautor". Es entstanden Texte wie "Der Lechner Edi schaut ins Paradies", "Astoria" und "Vineta". In der Mehrzahl der kurzen Theaterstücke und Sketches warnte Soyfer vor der drohenden Gefahr des Faschismus, griff aber auch aktuelle Probleme, wie die Arbeitslosigkeit, auf.
Am 13. März 1938 – einen Tag nach dem Einmarsch der Truppen des "Deutschen Reiches" – wurde Jura Soyfer beim Versuch, gemeinsam mit einem Freund auf Schiern über die Schweizer Grenze zu gelangen, verhaftet, kam zunächst ins KZ-Dachau, wo er u.a. das von Herbert Zipper vertonte Dachaulied über das zynische Motto "Arbeit macht frei" schrieb, und dann ins KZ-Buchenwald, wo er als Leichenträger eingesetzt wurde. Bei dieser "Arbeit" infizierte sich Soyfer mit Typhus; die Papiere zu seiner Entlassung, die Verwandte und Freunde in England für ihn erwirkt hatten, kamen zu spät. Jura Soyfer, der eine der größten literarischen Begabungen Österreichs im 20. Jahrhundert darstellte, wurde nur 26 Jahre alt.
Die Jura-Soyfer-Gasse in Favoriten wurde 1968 nach dem Dichter und Journalisten benannt. Am BRG 3 in der Hagenmüllergasse 30, wo Jura Soyfer 1931 maturierte, befindet sich eine Gedenktafel mit der Textzeile: Voll Hunger und voll Brot ist diese Erde / Voll Leben und voll Tod ist diese Erde... / Und ihre Zukunft ist herrlich und groß.
Weitere Gedenktafeln befinden sich am letzten Wohnhaus Soyfers, 2., Heinestraße 4, sowie am elterlichen Wohnhaus, 9., Kinderspitalgasse 10.
Nach Jura Soyfer wurden die 1988 gegründete Jura Soyfer-Gesellschaft benannt.
Anlässlich des 100. Geburtstages Jura Soyfers zeigte der Waschsalon Karl-Marx-Hof 2012/13 eine Sonderausstellung, die sich mit dem – immer noch brandaktuellen – Werk des Künstlers auseinandersetzte.
Die Wiener Zeichnerin Andrea Maria Dusl begegnete Soyfers Texten in großformatigen Arbeiten – in symbolhaften Bildern, aber auch in Neuinterpretationen zeitgenössischer Illustrationen.
Werk: - Dramen: Weltuntergang, 1936; Der Lechner Edi schaut ins Paradies, 1936; Astoria, 1937; Vineta, 1937. - Das Gesamtwerk, 3 Bände, 1984; Gesammelte Werke, 1993; Herrlichen Zeiten entgegen. Reportagen, Gedichte, Satiren, 1996.
Literatur: Herbert Arlt, Jura Soyfer – eine literaturhistorische Studie, 1988; ders., Jura Soyfer und Theater, 1992; Peter Back-Vega, Die verbrannten Dichter, 1983; Jürgen Doll, Theater im Roten Wien. Vom sozialdemokratischen Agitprop zum dialektischen Theater Jura Soyfers, 1997; Petra Franzmeier, Jura Soyfers politische Lyrik in den Jahren 1932 bis 1934, 1997; Horst Jarka, Jura Soyfer, 1987; Gabriele Eva Silberbauer, Politisches Kabarett der zwanziger und dreißiger Jahre in Wien, 2000; Jakob Steuerer, Jura Soyfer, 1982.