Der Kuckuck

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"Der Kuckuck", der erstmals am 6. April 1929 im Vorwärts-Verlag erschien, war der "erste Gehversuch der Sozialdemokratie auf dem modernen Zeitungs-Boulevard" und die erste moderne Bild-Illustrierte des Landes. Nach dem Motto "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" kommentierte der Kuckuck allwöchentlich auf 16 Seiten Weltgeschehen und Politik, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Technik, Sport und Freizeit – kurz und prägnant, locker und intelligent, manchmal fast reißerisch. Chefredakteur war Julius Braunthal, die künstlerische Leitung lag in den Händen des Malers und Grafikers Siegfried Weyr.

Modern war nicht nur die optische Erscheinung des Blattes. Auch seine Inhalte konzentrierten sich auf aktuelle und brisante Fragen, wie z.B. Urbanisierung und moderne Architektur, Ernährung und Gesundheit, die neue Rolle der Frau, oder Demokratie und Faschismus.

Großer Wert wurde auf die künstlerische Erziehung der Leserschaft gelegt. Oft standen die im Kuckuck präsentierten Kunstwerke in Zusammenhang mit der Bautätigkeit oder wichtigen Persönlichkeiten des Roten Wien. Breiten Raum nahmen auch Besprechungen von Ausstellungen, Theater- und Kabarettaufführungen sowie Filmrezensionen ein. Dabei kritisierte Filmkritiker Fritz Rosenfeld die gemeindeeigenen KIBA-Kinos ebenso harsch wie andere: … sie spielen auch oft und oft Filme, die ihrer politischen Einstellung nach in Arbeiterkinos niemals gespielt werden dürften.

"Der Kuckuck", der bereits Ende der 1920er Jahre eindringlich vor der drohenden nationalsozialistischen Gefahr warnte, wurde ab 1930 auch in Deutschland vertrieben und 1933 von den neuen Machthabern verboten.

Ein Jahr später endete das freche Treiben des Kuckuck auch in Österreich. Der fotografische Aufmacher des letzten Kuckuck vom 11. Februar 1934 berichtete vom Leichenzug für den beliebten Landstraßer Gemeinderat Anton Kohl durch den Rabenhof. Tags darauf wurde die Republik zu Grabe getragen.

2017/18 zeigte der Waschsalon Karl-Marx-Hof unter dem Titel "Presse und Proletariat" eine Sonderausstellung über die Sozialdemokratischen Zeitungen im Roten Wien.