Der 3. Gemeindebezirk Wiens ist mit 7,39 Quadratkilometern und etwa 90.000 Einwohnern (2017) der größte Bezirk innerhalb des Gürtels und umfasst die im Jahr 1850 eingemeindeten ehemaligen Vorstädte Landstraße, Erdberg und Weißgerber. Im Jahr 1938 kam schließlich noch das Gelände des Arsenals vom 10. Bezirk zur Landstraße.
Die Landstraße liegt auf uraltem historischen Boden: Im Bereich des ehemaligen, 1977 abgerissenen Aspangbahnhofs lag die römische Zivilstadt von Vindobona; die heutige Landstraßer Hauptstraße und der Rennweg folgen dem Verlauf römischer Straßen, die von Vindobona über Carnuntum ins heutige Ungarn führten.
Der 3. Bezirk weist sehr unterschiedliche Siedlungsmuster und Sozialstrukturen auf. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts überwog in weiten Teilen des Bezirks noch der Gemüseanbau, und in Erdberg gibt es selbst heute noch viele ländliche Häuser.
Zwischen diesen ländlichen Siedlungen errichtete der Wiener Adel im 18. und 19. Jahrhundert seine Sommerpaläste; die Reste der angeschlossenen Gartenanlagen sind im Modena- und im Arenbergpark noch zu sehen. Während ein Teil des 3. Bezirks heute Botschaftsviertel ist, sind andere Teile – v.a. entlang des Donaukanals – schon seit langem von Gewerbe- und Industriebetrieben geprägt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich auch im Erdberger Mais östlich der Schlachthausgasse ein ausgedehntes Industrieviertel.
Das Belvedere und den Botanischen Garten der Universität Wien, das Palais Schwarzenberg, die Geologische Bundesanstalt im ehemaligen Palais Rasumofsky, die frühere Veterinärmedizinische Universität (seit 1998 befinden sich hier Institute der Universität für Musik und darstellende Kunst), das Arsenal, die Münze Österreich, das Österreichische Staatsarchiv, das Konzerthaus, die Universität für Musik und darstellende Kunst und das Akademietheater, die Krankenanstalt Rudolfstiftung, das ehemalige Mautner Markhofsche Kinderspital (1998 geschlossen), die Direktion der Wiener Verkehrsbetriebe, das "Zwanzigerhaus" – seit 2011 "21er Haus" – im Schweizergarten, den St. Marxer Friedhof als einzigen erhaltenen Biedermeierfriedhof Wiens, und das sowjetische Befreiungsdenkmal.
Im 3. Bezirk befinden sich auch einige der bedeutendsten Gemeindewohnbauten der Ersten Republik, wie z.B. der Rabenhof, der Hanusch-Hof oder der Wildganshof.
In den 1950er Jahren erfolgte die "Assanierung" des "Dörfls" in Erdberg, das zu den ältesten Ansiedlungen im Wiener Raum zählte. Dabei wurden fast alle der alten, zumeist schon baufälligen und ungesunden ebenerdigen Wohnhäuser im Bereich des sogenannten Fiakerdörfls in der Hainburgerstraße, der Leonhardgasse und der Gestettengasse – deren aufwändige Sanierung heute wahrscheinlich ein überaus pittoreskes Viertel ergeben würde – abgebrochen.
Die Landstraße spielte auch in der Geschichte der Wiener Arbeiterbewegung eine wichtige Rolle.
Am 24. Juni 1848 wurde im Gasthaus Fürstenhof in der Beatrixgasse 19 von Friedrich Sander der "Erste Allgemeine Wiener Arbeiterverein" gegründet, der allerdings nur wenige Monate lang existierte.
Nach der Aufhebung des Verbots der sozialdemokratischen Organisationen wurde der Arbeiterbildungsverein Landstraße am 19. September 1886 im Gasthaus "Zum goldenen Lamm" am Rennweg 71 neu gegründet. An dem Treffen nahmen etwa 300 Personen teil.
Von 1888 bis 1890 hatte der Verein seinen Sitz im Gasthaus "Zum schwarzen Tor", Landstraßer Hauptstraße 73, 1891 in der Erdbergstraße 9 und von 1892 bis 1898 in der Erdbergstraße 19. Ab 1895 nannte sich der Verein "Arbeiter-Fortbildungsverein Gleichheit", weil im selben Jahr ein zweiter Verein mit dem Namen "Vorwärts, Sozialdemokratischer Volksverein" gegründet worden war, der seine Zusammenkünfte zunächst in der Wassergasse 18, ab 1896 im Gasthaus "Schimper", Erdbergstraße 15, abhielt.
Diese beiden Vereine bildeten die Keimzellen der Arbeiterbewegung im 3. Bezirk; sie boten umfangreiche Vortragsprogramme an, oft mit prominenten Rednern, aber auch Exkursionen in Betriebe, Museen und Ausstellungen sowie Ausflüge und einmal jährlich eine Ballveranstaltung in "Siebler's Etablissement" in der Ungargasse 52.
Nach Gründung der Republik und Einführung des allgemeinen Wahlrechts trat im Juni 1919 der gelernte Tischler Adolf Lahner (1884–1963) als erster sozialdemokratischer Bezirksvorsteher (bis 1934) sein Amt an. Obmann der SDAP -Landstraße war bis 1934 Anton Kohl.
Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich das Bezirkssekretariat der SPÖ-Landstraße mehrere Monate lang in der Wohnung eines geflüchteten NS-Funktionärs in der Erdbergstraße 82; anschließend übersiedelte die Organisation in das Lokal Landstraßer Hauptstraße 41-43 / Ecke Salmgasse.
1962 wurde das langersehnte "Volkshaus" auf der Landstraßer Hauptstraße 96 fertiggestellt.
Josef Pfeifer (1946 bis 1959)
Franz Seitler (1959 bis 1973)
Jakob Berger (1973 bis 1982)
Günther Reviczky (1982 bis 1983)
Rudolf Bergen (1983 bis 1989)
Erich Hohenberger (seit 1989)
Bei der Bezirksvertretungswahl 2020 erhielten die SPÖ 37% und 22 Mandate (von 56 Mandaten), die Grünen 23,1% und 13 Mandate, die ÖVP 17% und 10 Mandate, die Neos 8,8% und 5 Mandate, die FPÖ 4,7% und 2 Mandate, Links 3,7% und 2 Mandate, HC 2,2% und 1 Mandat sowie Bier 1,7% und 1 Mandat.
Bezirksorganisation der SPÖ-Landstraße
Bezirksparteivorsitzender: Jan Krainer
Literatur: Felix Czeike, III. Landstraße, 1984; Karl Hauer, 3 - Bezirksmuseum Landstraße, 2003; Helmut Kretschmer, Landstraße. Geschichte des 3. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte, 1991; Franz Schäfer, Die Landstraße – ein Bezirk mit Tradition und Zukunft, 1989.