Hanusch-Hof

3., Ludwig Koeßler-Platz 2-4, Lechnerstraße 1-5

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Die in den Jahren 1923 bis 1925 nach Plänen von Robert Oerley errichtete Wohnhausanlage mit 434 Wohnungen wurde nach dem Sozialpolitiker Ferdinand Hanusch (1866–1923) benannt.

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Die mächtige Anlage an der Erdberger Lände wurde auf einem dreieckigen Grundstück errichtet und wird von einem niedrigen Gebäude gegen den Donaukanal hin abgeschlossen. Hier wurden die Badeanlagen und die Wäschereien, ferner eine Volksbibliothek, ein Kinderhort und die Hauswartswohnungen untergebracht.

Durch die geringere Höhe dieses Trakts besitzt der Großteil der in den Hof mündenden Wohnungen eine Aussicht auf die ausgedehnten Grünflächen des Praters.

Die Anlage besitzt drei polygonale Straßenhöfe und einen stark gegliederten Innenhof mit flachen Spitzerkern. In der Mitte befindet sich ein Kinderspielplatz. Eine Besonderheit stellt die Errichtung von insgesamt 23 Künstlerateliers dar. Die Maler Rudolf Hausner und Theodor Allesch(a), der Grafiker Josef Autheried und der Schriftsteller Adelbert Muhr lebten für einige Jahre im Hanusch-Hof.

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Im Hanusch-Hof wurde auch zum ersten Mal in einer Landstraßer Wohnhausanlage ein Kunstwerk errichtet. Die 1926 von Karl Gelles geschaffene bronzene Kolossalstatue eines Athleten ("Nackter Jüngling"), der in seinem Rücken andrängende Gestalten abzuwehren scheint, ruht auf einem Sockel mit der Inschrift Dem Schöpfer des modernen Arbeitsrechtes Ferdinand Hanusch gewidmet. Die Arbeiterkammern Österreichs und Die Arbeiter schützen dieses Werk.

Die Statue wurde 1934 entfernt und galt seit 1941 als verschollen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs goss der Bildhauer Rudolf Schmidt im Auftrag der Arbeiterkammer das Denkmal nach der von den Wiener Metallwerken aufbewahrten Gussform neu.

Am 21.8.1954 wurde das wiedererrichtete Denkmal von Bürgermeister Franz Jonas in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste feierlich enthüllt.

In den Jahren 2008 bis 2011 wurde im Hanusch-Hof eine Sockelsanierung durchgeführt, im Dachgeschoß enstanden 30 neue Wohnungen.

Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934, 1980; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.