Die in den Jahren 1924–26 nach Plänen der Architekten Hubert Gessner, Hans Paar, Fritz Schlossberg und Fritz Waage errichtete Wohnhausanlage mit 294 Wohnungen wurde nach dem Pionier der deutschen Arbeiterbewegung Ferdinand Lassalle (1825–1864) benannt.
Zur Errichtung dieses an einem prominenten Standort gelegenen Wohnkomplexes wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben; die Wohnhausanlage sollte nach dem "Erwecker des deutschen Proletariats" benannt werden, dessen Todestag sich 1924 zum 60. Mal jährte.
Die Jury, in der die Architekten Josef Hoffmann, Siegfried Theiss, Hans Jaksch, Franz Kaym, Robert Oerley, Friedrich Jäckel sowie Stadtrat Franz Siegel vertreten waren, wählte aus 91 Entwürfen drei aus. Der Zuschlag ging allerdings nicht an den Sieger Karl Krist, sondern an die Arbeitsgemeinschaft Hubert Gessners. Baubeginn war am 12. Mai 1924, die feierliche Eröffnung durch Bürgermeister Karl Seitz fand am 3. Oktober 1926 statt.
Der kurz vor der Reichsbrücke als Brückenkopf zur Donau und als nördliches Einfallstor der Stadt errichtete Lassallehof bildet eine repräsentative Anlage mit einem monumentalen achtstöckigen Turmbau, mit Erkern, Loggien, Blendarkaden, Rundbögen und Balkonen. Gessner beschränkt seine Formensprache beim Lassallehof auf die architektonischen Grundelemente Kubus, Kugel, Kreis und Quadrat und setzt diese in ein dynamisches Wechselspiel. Der Lassallehof ist "auf große Blickdistanzen konzipiert" (M. Kristan, 2011).
Der zentrale Innenhof ist repräsentativ mit Steinvasen ausgestattet. Das frühere Parteilokal wird durch eine Vorhalle betont. Im Lassallehof wurden auch ein Kindergarten, eine Mutterberatungsstelle und – im ersten Stock des abgetreppten Eckteils – eine Volksbibliothek eingerichtet. Die Waschküchen wurden im Lassallehof dezentralisiert errichtet.
2011 zeigte Das Rote Wien im Waschsalon Karl-Marx-Hof eine Sonderausstellung über den "Architekten der Arbeiterbewegung", Hubert Gessner.
Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934, 1980; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009; Markus Kristan, Hubert Gessner. Architekt zwischen Kaiserreich und Sozialdemokratie 1871-1943, 2011.