Reichsbrückeneinsturz

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Am Sonntag, den 1. August 1976 um 4.43 Uhr stürzte in Wien die Reichsbrücke ein. Auf jener Brücke, die an normalen Tagen von etwa 18.000 Fahrzeugen pro Stunde frequentiert wurde, befanden sich zu diesem Zeitpunkt gerade vier Autos. Ein Pkw stürzte ab, sein 22jähriger Lenker wurde getötet. Ein noch leerer Autobus der Wiener Verkehrsbetriebe stürzte ebenfalls ab, sein Fahrer konnte jedoch unverletzt geborgen werden. Zwei weitere Pkws blieben in Schräglage auf der Brücke hängen.

Bereits um 6.30 Uhr trat unter dem Vorsitz von Bürgermeister Leopold Gratz ein Krisenstab im Wiener  Rathaus zusammen. In den Nachmittagsstunden gaben der Bürgermeister und der Bautenminister bekannt, dass eine aus vier Universitätsprofessoren bestehende unabhängige Expertenkommission die Ursachen für den Einsturz detailliert prüfen werde. Am 4. August wurden die Arbeiten zur raschen Freimachung einer neuen Schifffahrtsrinne an der Einsturzstelle mit zwei Baggerschiffen aufgenommen.
 

TF_Bau_Reichsbruecke_1932_OEGB_ArchivDer politisch Verantwortliche, Planungsstadtrat Fritz Hofmann, befand sich zu diesem Zeitpunkt auf Urlaub und meldete sich erst am 5. August telefonisch im Wiener Rathaus.
Bürgermeister Leopold Gratz bot am 6. August in einer Sitzung des Wiener Ausschusses der SPÖ seinen Rücktritt an, der allerdings nicht angenommen wurde. Am 6. August begann das Bundesheer mit der Räumung der Brückentrümmer. Am selben Tag legte Fritz Hofmann seine Funktion als Stadtrat nieder.

Die Untersuchungskommission kam zu der Auffassung, dass die Ursache des Einsturzes der 1937 eröffneten und nach dem Krieg generalsanierten Brücke – übrigens die einzige Donaubrücke, die 1945 nicht zerstört worden war – im ungünstigen Zusammenwirken einer Reihe von Faktoren lag, von denen jeder für sich ungefährlich gewesen wäre.

Am 16. Oktober 1976 erfolgte die Fertigstellung einer Ersatzbrücke für die Straßenbahn und am 21. Dezember 1976 die Freigabe einer zweispurigen Ersatzbrücke für den Autoverkehr. Für den Neubau der Reichsbrücke wurde im Dezember 1976 ein internationaler Projektwettbewerb ausgeschrieben.

Ende Juni 1977 fiel die Entscheidung zu Gunsten des Projektes "Johann Nestroy" von Popper / Kotz, das eine zweigeschossige Spannbetonbrücke vorsah. Baubeginn war im Januar 1978; die Freigabe der neuen Brücke erfolgte am 8. November 1980.

Die U-Bahn-Linie U1, die auch eine Station über der Donauinsel besitzt, fährt seit September 1982 ebenfalls über die Reichsbrücke.