Im März 1938 traf Otto Bauer in Brüssel mit Friedrich Adler und dem aus Österreich geflüchteten Vorsitzenden der Revolutionären Sozialisten, Joseph Buttinger, zusammen.
Man einigte sich auf die Auflösung des 1934 in Brno gegründeten Auslandsbüros der österreichischen Sozialdemokraten (ALÖS) und des Parteipräsidiums der ab 1934 illegal tätigen Revolutionären Sozialisten und auf die Zusammenfassung dieser Gremien zur "Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten".
In der sogenannten "Brüsseler Deklaration" legte sich die AVOES auf die Unterstützung einer gesamtdeutschen Revolution nach Hitler fest und verweigerte deshalb die Kooperation mit anderen österreichischen Exilgruppen, was in der Folge die Bildung einer repräsentativen österreichischen Auslandsvertretung oder gar Exilregierung verhindern sollte.
An der konstituierenden Sitzung der AVOES nahmen neben Buttinger, Adler und Bauer auch Otto Leichter, Oscar Pollak, Karl Hans Sailer und Manfred Ackermann teil. Sitz der Organisation, die niemals über eine zahlenmäßig größere Basis verfügte, war zunächst Brüssel, ab Mai 1938 Paris, dann London und schließlich New York.
Schon im Pariser Exil nahmen die Spannungen zwischen den Vertretern der Brüsseler Deklaration und den Anhängern eines stärkeren Engagements und einer engeren Kooperation mit anderen Gruppierungen im Kampf gegen den Nationalsozialismus (z.B. Julius Deutsch) zu.
Nach dem frühen Tod Otto Bauers im Juli 1938 übernahm der Sekretär der Zweiten Internationale, Friedrich Adler, ein vehementer Befürworter der Brüsseler Deklaration, die faktische Führung der Auslandsvertretung.
Nach der Niederlage Frankreichs setzten die AVOES-Funktionäre ihre Tätigkeit in London (Oscar Pollak und Karl Czernetz) und New York fort.
Ende 1941 löste Friedrich Adler die AVOES im amerikanischen Exil auf. Allerdings machte der Kriegseintritt der USA eine Vertretung zur Wahrung der Interessen der österreichischen Sozialdemokraten notwendig, weshalb mit dem Austrian Labor Committee (ALC) umgehend eine neue Exilorganisation gegründet wurde.
Literatur: Hans Christian Egger, Die Politik der Auslandsorganisationen der österreichischen Sozialdemokratie in den Jahren 1938 bis 1946. Denkstrukturen, Strategien, Auswirkungen, 2004; Dagmar Hemmer, Die Sozialdemokratie im Exil und die "Österreichische Nation": ein Vergleich der Exilgruppen in London und Stockholm, 2001; Manfred Marschalek, Untergrund und Exil. Österreichs Sozialisten zwischen 1934 und 1945, 1990.