Arbeiterinnen-Zeitung

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Auf dem Parteitag des Jahres 1891 stellten die weiblichen Delegierten den Antrag auf Herausgabe einer eigenen Frauenzeitung. Dieser Antrag wurde der Parteileitung zugewiesen, und am 2. Oktober 1891 erschien in der Arbeiter-Zeitung ein diesbezüglicher Aufruf.

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Neben dem Redaktionskomitee, das aus den unterzeichneten Genossinnen bestand und das anfangs allmonatlich in der Redaktion der Arbeiter-Zeitung eine Sitzung abhielt, bestand bereits ein Organisationskomitee, dem Genossinnen aus den meisten Bezirken angehörten.
Am 1. Januar 1892 erschien schließlich – als Beilage zur Arbeiter-Zeitung – die erste Nummer der Arbeiterinnen-Zeitung, redigiert von männlichen Redakteuren. Nur der einleitende Artikel stammte von einer Frau – von Adelheid Dworak, spätere Popp.

Nach und nach steuerten auch andere Genossinnen Beiträge, v.a. über ihre beruflichen Erfahrungen bei, und aus dem Ausland waren Luise Kautsky-Freiberger, die Sekretärin von Friedrich Engels, Eleanor Marx-Aveling und Laura Lafargue, zwei Töchter von Karl Marx, sowie Frieda Bebel, die Tochter von August Bebel, als prominente Mitarbeiterinnen tätig.

Dennoch bemängelten viele Genossinnen, dass das Blatt einen allzu "männlichen Charakter" habe. Dem Parteitag des Jahres 1892 lag deshalb ein Antrag vor, eine selbständige weibliche Redaktion einzusetzen. Als von männlichen Delegierten eingewendet wurde, dass noch keine Genossin den Befähigungsnachweis zur Redakteurin erbracht hätte, fragten die Wortführerinnen, wie denn die Herren Redakteure der Parteiblätter ihrerseits den Befähigungsnachweis erbracht hätten, ehe sie dazu Gelegenheit bekamen.

Victor Adler meinte daraufhin, die Ausführungen der weiblichen Delegierten seien der beste Befähigungsnachweis, und der Antrag wurde einstimmig angenommen.

Die Schriftleitung wurde Adelheid Dworak übertragen, die ihre Tätigkeit in der Redaktion in der Amerlingstraße neben dem damaligen Redakteur Jakob Reumann am 15. Oktober 1892 aufnahm. Hier lernte sie auch ihren späteren Mann Julius Popp kennen, der als Administrator der Arbeiter-Zeitung tätig war.

Ab Januar 1893 fungierte mit Viktoria Kofler auch erstmals eine Frau als Herausgeberin der Arbeiterinnen-Zeitung, des "Sozialdemokratischen Organs für Frauen und Mädchen". 

Um die große Gruppe der noch nicht politisierten Frauen zu erreichen, wurden in der Arbeiterinnen-Zeitung auch "frauenspezifische" Themen forciert.  Ab 1909 erschien eine Beilage "Für die Jugend" – redigiert von Emma Adler – und ab 1911 gab es sogar Schnittmusterbögen und Kochrezepte. Kurz vor Kriegsbeginn lag die Auflage der zweimal monatlich publizierten Zeitung bei 28.000 Stück.

Ab 1. März 1924 wurde die Arbeiterinnen-Zeitung unter dem Titel Die Frau weitergeführt.

2017/18 zeigte der Waschsalon Karl-Marx-Hof unter dem Titel "Presse und Proletariat" eine Sonderausstellung über die Sozialdemokratische Zeitungen im Roten Wien.

Literatur: Johanna Meditz, Die "Arbeiterinnen-Zeitung" und die Frauenfrage. Ein Beitrag zur Geschichte der österreichischen sozialistischen Frauenbewegung der Jahre 1890-1918, 1979.