Arbeiterjugendbewegung

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Im Saal der Gastwirtschaft "Hamberger", 5., Castelligasse 1, versammelten sich am 4. November 1894 mehr als hundert junge Leute, v.a. Lehrlinge, und gründeten den Verein jugendlicher Arbeiter, die erste sozialdemokratische Jugendorganisation in Österreich. Zwei Jugendgruppen, die aus der Arbeiterbildungsbewegung hervorgegangen waren, hatten gemeinsam zu dieser Gründung aufgerufen: der Verein "Bücherskorpion" aus Hernals und der "Jugendbund" aus Ottakring.

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Erster Obmann des neuen Vereins war Wilhelm Grünwald, sein Stellvertreter Karl Stift. Hauptanliegen des Vereins waren der Kampf um bessere Arbeitsbedingungen und für eine Verkürzung der täglichen Arbeitszeit.

Der neue Verein stieß sowohl bei den Behörden, aber auch bei vielen Funktionären der Arbeiterbewegung zunächst auf Ablehnung. Auch in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei setzte sich die Auffassung, dass die Stärkung einer eigenständigen Jugendbewegung für die gesamte Arbeiterschaft von hohem Wert wäre, nur langsam durch. Schließlich konnten diese Widerstände jedoch überwunden werden.
1903 wurde schließlich der "Verband jugendlicher Arbeiter Österreichs" als landesweite Dachorganisation gegründet.

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Obmann war bis 1918 Anton Jenschik, bestimmenden Einfluss hatten jedoch v.a. Robert Danneberg und Leopold Winarsky. 1916 zählte der Verband bereits 16.000 Mitglieder.

1919 wurde die Organisation in Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) umbenannt. 1923 erreichte sie mit 38.000 Mitgliedern den höchsten Mitgliederstand ihrer Geschichte. Als es im Februar 1934 darum ging, die Errungenschaften der jungen Republik vor dem Angriff des austrofaschistischen Ständestaats zu verteidigen, kämpften auch zahlreiche SAJ-ler an vorderster Front in den Reihen des Schutzbundes. Viele bezahlten den Widerstand gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus mit ihrem Leben, wurden wegen ihre Ziele, Ideale und ihrer Gesinnung ermordet.