Zunächst Redakteur und Hochschullehrer in Zürich, war der Sohn von Emma und Victor Adler von 1911 bis 1914 Parteisekretär der österreichischen Sozialdemokraten. Als Exponent der "Linken" legte er aus Protest gegen die offizielle Kriegspolitik seiner Partei sein Amt als Parteisekretär nieder und agitierte als Redakteur der Monatsschrift Der Kampf gegen den Krieg.
Am 21. Oktober 1916 erschoss Friedrich Adler im Restaurant des Hotels "Meissl & Schadn" (1., Neuer Markt 3, 1896–1945, heute Hotel Europa) den beim Mittagessen sitzenden Ministerpräsidenten Karl Graf Stürgkh, den er als Hauptverantwortlichen für die Fortsetzung des Krieges ansah. In einem aufsehenerregenden Prozess hielt Adler ein leidenschaftliches Plädoyer gegen den Krieg und versuchte, seine Tat zu erklären:
Ich habe ja schon gesagt, daß das ja im wesentlichen nicht bloß ein Attentat gegen Stürgkh war, sondern ein Attentat gegen die österreichische Moral. […] Ich möchte aber sagen, daß Graf Stürgkh ein Gegner war, den ich in gewissem Sinne geachtet habe, weil er nämlich nicht von dieser österreichischen Immoral angekränkelt war. Er war aus anderem Holze als die, die sich ihn gefallen ließen.
Mit der eigenen Partei ging der Angeklagte ebenfalls hart ins Gericht: Ich kann nur sagen, daß die Partei die Laster ihrer Gegner zum Teil angenommen hat; sie ist verchristlichsozialt, sie ist nationalisiert, sie ist verkleinbürgerlicht. Friedrich Adler wurde zunächst zum Tode verurteilt und anschließend vom Kaiser zu lebenslangem Kerker, später zu 18 Jahren Zuchthaus begnadigt. Als Friedrich Adler kurz vor Kriegsende amnestiert und am 1. November 1918 aus dem Gefängnis entlassen wurde, war er als konsequentester Kriegsgegner der populärste Mann der Sozialdemokraten. Er wurde zum Vorsitzenden der Wiener Arbeiterräte gewählt und wandte sich in dieser Schlüsselfunktion entschieden gegen die Errichtung einer österreichischen Räterepublik; Friedrich Adler hatte dadurch entscheidenden Anteil daran, dass die Sozialdemokratie die Bewegung der Arbeiterklasse blieb und linksradikale Strömungen in Österreich keinen bestimmenden Einfluss erlangen konnten.
1918/19 war Friedrich Adler Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung, von 1920 bis 1923 Abgeordneter zum Nationalrat. 1923 legte er seine Parteiämter zurück, um am Wiederaufbau der Sozialistischen Arbeiterinternationale mitzuwirken. Adler wurde zum Sekretär der Organisation gewählt und übte diese Funktion bis zu seiner Flucht vor den Nationalsozialisten aus, zunächst in Zürich, ab 1935 in Brüssel.
Im März 1938 trafen Adler, Otto Bauer und Joseph Buttinger in Brüssel zusammen und einigten sich auf die Auflösung des Auslandsbüros der österreichischen Sozialdemokraten (ALÖS) und des Parteipräsidiums der Revolutionären Sozialisten und die Zusammenfassung dieser Gremien zur Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten (AVOES).
In New York, wohin er 1940 emigriert war, löste Friedrich Adler die AVOES Ende 1941 auf und gründete im März 1942 das Austrian Labor Committee (ALC), das zwar nur als Vertretung des sozialistischen Exils in den USA gedacht war, aufgrund der Teilnahme Adlers jedoch weiterhin als "Auslandsvertretung" rezipiert wurde.
Friedrich Adler kehrte 1948 nach Europa zurück und lebte fortan in Zürich. Im Gegensatz zur SPÖ blieb er bis zu seinem Tod der großdeutschen Idee im Rahmen der Sozialdemokratie verbunden – mit ein Grund dafür, dass ihn die Parteiführung nicht zur Heimkehr nach Wien einlud.
Nach seinem Tod wurde Friedrich Adler in der von Hubert Gessner geschaffenen, gemeinsamen Ehrengrabstätte an der Seite der sozialdemokratischen Politiker Engelbert Pernerstorfer (1918), Victor Adler (1918), Otto Bauer (1938) und Karl Seitz (1950) am Zentralfriedhof begraben. Der Friedrich-Adler-Weg in Favoriten ist seit 1989 nach ihm benannt.
Werk: Die Sozialdemokratie in Deutschland und der Krieg, 1915; Die Erneuerung der Internationale, 1918; Möglichkeiten der Internationale, in: Der Kampf, 1920, Heft 10; Das Stalinsche Experiment und der Sozialismus, in: Der Kampf. 1932, Heft 1; Victor Adler. Briefwechsel mit August Bebel und Karl Kautsky, 1954 (Hrsg.); Das Apriori des Sozialismus, in: Neues Forum, 1966, Heft 154.
Literatur: Rudolf G. Ardelt, Friedrich Adler, 1982; Julius Braunthal, Victor und Friedrich Adler. Zwei Generationen Arbeiterbewegung, 1965; Michaela Maier, Wolfgang Maderthaner (Hrsg.), Physik und Revolution. Friedrich Adler – Albert Einstein. Briefe – Dokumente – Stellungnahmen, 2006; John Zimmermann, "Von der Bluttat eines Unseligen". Das Attentat Friedrich Adlers und seine Rezeption in der sozialdemokratischen Presse, 2000.