Sozialistische Jugendinternationale (SJI)

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Die Sozialistische Jugendinternationale (SJI) wurde anlässlich der ersten internationalen Konferenz der sozialistischen Jugendorganisationen, die am 24. August 1907 im Anschluss an den Internationalen Sozialistenkongress in Stuttgart stattfand, von 20 Jugendvertretern aus 13 Ländern gegründet. Ihr erster Vorsitzender war Karl Liebknecht.

Auch Österreicher waren früh in der SJI vertreten, so etwa Robert Danneberg (Generalsekretär 1908-14), Leopold Winarsky (Bureau 1907-10), Leopold Thaller (2. Vorsitzender 1923-26), Karl Heinz (Präsident 1926-31), Otto Felix Kanitz (Bureau 1932-34) oder Ernst Papanek (Bureau 1937-40). Bis 1914 befand sich das internationale Sekretariat in Wien.

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Mit der Gründung der Kommunistischen Internationale in Moskau im Jahr 1919 spaltete sich die Arbeiter- und damit auch deren Jugendbewegung. De facto wurden alle nichtkommunistischen Jugendbewegungen ausgeschaltet. Die verbliebenen sozialistischen Jugendverbindungen schlossen sich 1923 in Hamburg im Rahmen eines Einigungskongresses zur Sozialistischen Jugendinternationale zusammen. Der "Kampf gegen Krieg und Militarismus" wurde im "Hamburger Programm" als vorrangige Aufgabe definiert.

1927 zählte die SJI bereits 45 Organisationen und fast 200.000 Mitglieder.

Das größte Jugendtreffen in der Geschichte der sozialistischen Bewegung fand vom 12. bis 14. Juli 1929 in Wien statt. Waren es beim ersten Sozialistischen Jugendtreffen in Amsterdam 1926 noch rund 6.000 Jungsozialisten, so kamen 1929 in Wien bereits 50.000 TeilnehmerInnen zusammen.

Unmittelbar im Anschluss an das Jungendtreffen fand im Arbeiterheim Favoriten der Dritte Kongress der Sozialistischen Jugendinternationale statt. Von den insgesamt 165 Delegierten waren 21 weiblich, die Mitgliederzahl war bereits auf über 220.000 angewachsen.

Die Machtübernahme durch Mussolini in Italien stellte die SJI vor neue Herausforderungen und ab Mitte der 1930er Jahre mehrten sich die Diskussionen darüber, ob es zu einer engeren Kooperation mit der kommunistischen Jugend kommen sollte. Der Kongress der Jugeninternationale in Kopenhagen 1935 gab die Richtung vor: Auf internationaler Ebene sollte es keine Zusammenarbeit geben, einzelne Mitgliedsländer jedoch dürften ihre eigene Politik verfolgen. Für Italien, Deutschland und Österreich war es da schon zu spät.

Bei der ersten Nachkriegskonferenz am 30. September 1946 in Paris wurde die Sozialistische Jugendinternationale unter dem Namen "International Union of Socialist Youth" (IUSY) wiedergegründet. 1948 löste der SJ-Verbandsvorsitzende Peter Strasser den Niederländer Bob Molenaar als IUSY-Präsident ab (bis 1954).

In den folgenden Jahrzehnten bekleideten viele österreichische SJler führende Funktionen in der IUSY, unter ihnen Leopold Gratz (1954-57), Heinz Nittel (Vizepräsident 1957-63), Peter Schieder (Exekutiv-Komitee 1959-71), Herbert Lackner (Vizepräsident 1975-77), Josef Cap (Vizepräsident 1979-85), Alfred Gusenbauer (Vizepräsident 1985-89) oder Andreas Schieder (1993-95, Vizepräsident 1995-97, ECOSY-Präsident 1997-99).

Heute umfasst die IUSY 143 sozialistische Jugend- und Studierenden-Organisationen in 100 Ländern – Mitgliedorganisationen in Österreich sind die Sozialistische Jugend (SJ) und der Verband Sozialistischer StudentInnen Österreichs (VSStÖ) – und hat seit 1954 ihren Sitz wieder in Wien.

2019/20 zeigte der Waschsalon Karl-Marx-Hof eine Sonderausstellung über das Internationale Sozialistische Jugendtreffen.

Literatur: Erich Wittmann, Die Sozialistische Jugendinternationale, ihre politische Tätigkeit und Entwicklung in den Jahren 1932-1939/40, 1979; ders., Zwischen Faschismus und Krieg, die sozialistische Jugendinternationale 1932-1940, 1982.