Die auffällige rote und mit ihrer reduzierten Fassade und den charakteristischen langen und schmalen Fensterschlitzen immer noch überaus modern wirkende Zweigstelle für das Auktionshaus Dorotheum in der Erlachstraße wurde in den Jahren 1928/29 von Michael Rosenauer in Stahlbetonskelettbauweise errichtet.
Michael Rosenauer, ein gebürtiger Oberösterreicher, errichtete zwischen 1926 und 1928 als selbstständiger Architekt mehrere Wohnanlagen für die Gemeinde Wien (z.B. den Schimonhof im 14. Bezirk), aber auch großbürgerliche Villen, wie beispielsweise für Richard Strauss in der Jacquingasse 8-10 im 3. Bezirk (1924) oder für Leonard W.B. Smith in der Wattmanngasse 44 im 13. Bezirk (1923). 1929 emigrierte Rosenauer aus beruflichen und familiären Gründen nach England, wo er bald zu den führenden Architekten des Bürohaus- und Hotelbaus zählte.
Nicht mehr im ursprünglichen Zustand erhalten ist das frühere Dorotheum Floridsdorf, 21., Pitkagasse 4, das in den Jahren 1930/31 von Eugen Kastner und Fritz Waage errichtet wurde und das heute diverse Freizeiteinrichtungen beherbergt. Dennoch spiegelt der Bau immer noch jenen technisch-industriellen Geist wider, der zu Beginn der 1930er Jahre "der Gestik der Moderne" (Weihsmann) entsprach.
Literatur: Inge Podbrecky, Rotes Wien, 2003; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.