Wagner, Ludwig

23.2.1900, Wien – Januar 1963, Pittsburgh (Pennsylvania, USA)

W

Ludwig Wagner besuchte das Gymnasium in Ottakring, war bereits früh politisch aktiv, schloss sich, wie sein Freund Paul Felix Lazarsfeld, der illegalen sozialistischen Mittelschülerbewegung an und war ab 1917 im kommunistischen "Revolutionären Mittelschülerzirkel" aktiv. Im Zuge des Jännerstreiks wurde Wagner 1918 wegen der Verbreitung illegaler Flugblätter verhaftet und angezeigt.

Gemeinsam mit Lazarsfeld war Wagner im Dezember 1918 Mitbegründer der kurzlebigen "Freien Vereinigung sozialistischer Mittelschüler" und wurde 1919 zu deren Obmann gewählt. Als Student der Rechtswissenschaften an der Universität Wien engagierte er sich in der 1923/24 begründeten Vereinigung sozialistischer Mittelschüler und war Eigentümer und Verleger der zwischen 1925 und 1933 erschienenen Zeitschrift des Bundes Sozialistischer Mittelschüler "Der Schulkampf", in welcher Marie Jahoda 1925 ihren ersten Artikel veröffentlichte. Seit 1921 war Wagner auch gelegentlicher Korrespondent der Arbeiter-Zeitung und seit 1927 Mitarbeiter und 1932/33 Redakteur des Kleinen Blattes, in welchem er 1930 eine Sozialreportage über Marienthal veröffentlichte, die zweifellos auf die spätere berühmte Marienthal-Studie einwirkte.

Außerdem gehörte Wagner zu den Initiatoren des im Dezember 1926 eröffneten Politischen Kabaretts, von dem er sich jedoch bald wieder distanzierte. Wagner war mit der Soziologin Gertrud Höltei verheiratet, doch lebte das Paar seit 1934 getrennt. Nach dem Februar 1934 schloss sich Ludwig Wagner der illegalen Roten Front an, wechselte später allerdings die politische Seite und nahm eine Stellung bei einem Verlag der Vaterländischen Front an.

Nach dem "Anschluss" Österreichs flüchtete Ludwig Wagner nach Schweden, dann in die USA, wo er sich in der 1942 gegründeten "Assembly for a Democratic Austrian Republic" engagierte, die sich 1943 mit dem "Austrian Social Club" und anderen kleineren Organisationen zur "Austro American Association" zusammenschloss.

Nach Kriegsende studierte Ludwig Wagner Ökonomie an der Columbia University in New York, an der auch Paul F. Lazarsfeld wirkte, und wurde 1955 zum Doktor der Philosophie promoviert. In weiterer Folge nahm er eine Stelle als Professor of Economics an einer kleinen Universität in Pittsburgh (Pennsylvania) an.

2013/14 zeigte der Waschsalon Karl-Marx-Hof eine Ausstellung über die Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal".

Werk: - Mit Paul Felix Lazarsfeld, Gemeinschaftserziehung durch Erziehergemeinschaften. Bericht über einen Beitrag der Jugendbewegung zur Sozialpädagogik, 1929. - Mit Lise Zellhoff, Volkswirtschaft für dich. Eine Nationalökonomie für den Betroffenen, 1937.