Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband

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Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich innerhalb der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung die Ansicht durch, dass auch viele Kleinunternehmer zu den Ausgebeuteten gehören, und dass deren Interessen durchaus mit jenen der Arbeiter übereinstimmen.

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Am 8. Juni 1897 fand in Rabl's Hotel am Fleischmarkt die konstituierende Generalversammlung der "Freien Vereinigung sozialdemokratischer Kleingewerbetreibender und Kaufleute" statt. Im selben Jahr gründete Geza Szigethy den "Sozialdemokratischen Verein der Kleingewerbetreibenden" in Ottakring; wenig später entstand auch in der  Leopoldstadt ein "Verein der Gewerbetreibenden".

1906 schlossen sich die bestehenden Organisationen zum "Reichsverein der Gewerbetreibenden und Kaufleute" zusammen, der von der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei anerkannt wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde aus dem "Reichsverein" der "Verein sozialdemokratischer Gewerbetreibender und Kaufleute", der sich mit der Zeit zu einer wirksamen Interessensvertretung entwickelte. Im Linzer Parteiprogramm von 1926 wurde bereits die obligatorische Kranken-, Alters-, Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung für Kleingewerbetreibende, Kleinbauern und Angehörige freier Berufe verlangt – eine Forderung, die erst mehr als drei Jahrzehnte später tatsächlich verwirklicht werden konnte.

1934 wurde auch der "Verein sozialdemokratischer Gewerbetreibender und Kaufleute" verboten. Viele Gewerbetreibende waren jedoch auch weiterhin illegal tätig, stellten Werkstätten, Lokale, Gast- und Kaffeehäuser für die illegale Arbeit zur Verfügung und halfen mit Geld und Sachspenden aus.

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Am 18.5.1945 wurde bei einer Zusammenkunft in der Ottakringer Bezirksvorstehung die Wiedergründung des Vereins beschlossen, der sich am 23.6.1945 unter dem neuen Namen "Verband der selbständig erwerbenden Sozialisten" konstituierte und bereits am 2.2.1946 eine Wiener Landesorganisation bildete.

Bald darauf folgte die Umbenennung der Organisation in "Freier Wirtschaftsverband". Im Vordergrund der Bemühungen des Freien Wirtschaftsverbandes standen der Einsatz für die Sicherung der Existenz der kleinen und mittleren Selbständigen sowie der Schutz vor Not bei Arbeitsunfähigkeit und im Alter. Der Freie Wirtschaftsverband wurde damit zur treibenden Kraft bei der Durchsetzung der Kranken- und Pensionsversicherung für die Selbständigen, aber auch bei der Gleichstellung der Selbständigen beim Bezug der Kinderbeihilfen und bei den Verbesserungen des Steuer- und Wirtschaftsrechts. 2004 erfolgte die Umbenennung in "Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband".

Der Wirtschaftsverband hatte seinen Sitz lange Zeit in der Schottenfeldgasse 24 im 7. Bezirk.

TF_neuesLogo_WVNach dem Zweiten Weltkrieg befand sich in diesem Haus der Sitz der Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter, ab 1977 war hier lange Zeit die Sozialistische Jugend Wiens zu Hause.
Im Juni 2005 wurde Christoph Matznetter, Budgetsprecher der SPÖ, zum Nachfolger von WVÖ-Präsident René Alfons Haiden gewählt. Präsident des Wiener Landesverbandes ist der Landtagsabgeordnete und Gemeinderat Fritz Strobl.