Franz Siegel war gelernter Maurer, brachte es zum Bauinspizienten der Gewerbe-Inspektion und war bis zu seinem Tod Obmann der Bauarbeitergewerkschaft, die auch dank seines Einsatzes zu einer der stärksten Fraktionen der österreichischen Gewerkschaftsbewegung wurde.
Von 1918 bis 1920 war Siegel Stadtrat (damals leiteten die Stadträte noch keine Geschäftsgruppen, sondern waren ausschließlich als Kollegialorgan tätig), und von 1920 bis 1927 Amtsführender Stadtrat für Technische Angelegenheiten. In seine Amtszeit fielen u.a. die großen Anstrengungen zur Ausstattung der Wiener Wohnungen mit Gasherden und Elektrizität, die Elektrifizierung der Stadtbahn, die Verbesserung der Müllentsorgung sowie der Bau von kommunalen Bädern und Kindergärten.
Siegel kommt das Verdienst zu, die kommunalen Bauvorhaben nicht nur an beamtete Architekten und Bauingenieure, sondern auch an eine Vielzahl von selbständigen Architekten übertragen zu haben, was wesentlich zur architektonischen Vielfalt der Bauten des "Roten Wien" beitrug. Von 1919 bis 1927 war Franz Siegel auch Mitglied des Gemeinderates. Siegels Nachfolger als Stadtrat wurde Karl Richter.
Die in den Jahren 1930/31 nach Plänen von Franz Kuhn errichtete Wohnhausanlage der Gemeinde Wien, 16., Wilhelminenstraße 37, wurde 1949 Siegelhof benannt.