Ringturm

1., Schottenring 30

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Dem Direktor der Wiener Städtischen VersicherungNorbert Liebermann, kam damals das Verdienst zu, die verbreitete Hochhausskepsis der Wiener überwunden und den Ringturm zu einem der Wahrzeichen der Stadt gemacht zu haben. Als Standort für die neue Zentrale der Versicherung wurde ein architektonisch unvollendet gebliebener Teil der Ringstraße direkt am Donaukanal gewählt. Das seit 1869 hier bestehende Bürgerspitalfondshaus war 1945 in Brand geschossen worden und musste nach Kriegsende abgetragen werden.

Den Auftrag für den prestigeträchtigen Bau erhielt der Architekt Erich Boltenstern, ein Bekannter Liebermanns noch aus der Zeit der Ersten Republik.

Ursprünglich sollte auf beiden Seiten des Schottenrings je ein Hochhaus errichtet werden – quasi ein Tor zur Zukunft und ein deutliches Signal in Richtung sowjetische Besatzungszone jenseits des Donaukanals. Nach 1955 wurde die Idee zur Errichtung eines zweiten Turms jedoch verworfen.

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Die Planungen für den Büroturm begannen im Sommer 1952; das 20 Stockwerke zählende und 73 Meter hohe Gebäude – das erste Bürohochhaus der Stadt und eines der "höchsten Häuser Europas" – war im Juni 1955 nach nur zweijähriger Bauzeit fertig. Durch seine Fertigstellung im Jahr des Staatsvertrags wurde der Bau auch zu einem Symbol für den vollendeten Wiederaufbau und den beginnenden Wohlstand.

Ein Wettbewerb zur Namensfindung – für den Namen "Ringturm" erhielt Oskar Wittinger als Sieger ein Preisgeld von 100 Schilling –, ein Lied im Takt des damals beliebten Foxtrott und ein eigens verfasstes Gedicht machten den Wienern ihr erstes Hochhaus schmackhaft. Die Reaktion der Presse war ebenfalls euphorisch: Das ist nicht Amerika, das ist Österreich..., berichtete die damalige Wochenschau über die Eröffnung des Ringturms am 14. Juni 1955.

Der Turm erhielt als Abschluss einen 20 Meter hohen Masten, der mit der Hohen Warte verbunden war und den Wienern mittels verschiedenfarbiger Lampen die Wetterprognose signalisierte.

Anfang der 1990er-Jahre wurde mit der Renovierung des Ringturms begonnen. Die Sanierung der Fassade und der Innenräume wurde von Ilse und Kurt Vana durchgeführt, für die Neugestaltung des Eingangsbereiches sorgte Boris Podrecca. 

Literatur: Der Ringturm. Das Bürohaus der Wiener Städtischen Versicherung, 1955; Adolph Stiller, Der Ringturm. 5 Jahrzehnte Baugeschichte eines Hochhauses, 1998.