Marianne Springer war ausgebildete Sprachlehrerin für Französisch und Englisch, und bereits 1919 in der Schönbrunner Erzieherschule der Kinderfreunde neben so prominenten Kollegen wie Alfred Adler, Max Adler, Josef Luitpold Stern und Anton Tesarek als Lehrkraft tätig.
Von 1923 bis 1925 arbeitete Marianne Pollak an der Seite ihres Mannes Oscar Pollak als Sekretärin Friedrich Adlers in London. Nach ihrer Rückkehr nach Wien war sie von 1927 bis 1934 Redakteurin bzw. Herausgeberin der sozialdemokratischen Zeitschrift Das Kleine Blatt. Sie befasste sich auch intensiv mit Frauenfragen und war außerdem führend in der Arbeiter-Abstinenten-Bewegung tätig.
Die Zeit von 1934 bis 1945 verbrachte Marianne Pollak gemeinsam mit ihrem Mann in der Emigration (Schweiz, Brüssel, Paris, London). Nach ihrer Rückkehr wurde Pollak 1945 in den Nationalrat gewählt, dem sie bis 1959 angehörte. Neben ihrem Engagement in der Frauenbewegung trat sie auch als Publizistin hervor, v.a. als Herausgeberin der Zeitschrift Die Frau. Marianne Pollak war eine der ersten Politikerinnen, die sofort nach Kriegsende für die Freigabe der Abtreibung eintrat.
Sie forderte das Recht der Frau auf Selbstbestimmung, wie es dreißig Jahre später die Vertreterinnen der modernen Frauenbewegung taten: Die Menschlichkeit fordert, [...] dass das Schicksal der Frau von der Frau selbst bestimmt wird. Jeder Menschenkörper ist Eigentum dieses selbst!
Marianne Pollak setzte zwei Tage nach Oscar Pollaks Tod ihrem Leben ein Ende. Eine Gedenktafel am Marianne-und-Oscar-Pollak-Hof, 21., Dunantgasse 10-18, erinnert an die beiden. Im Jahr 2011 wurde eine Verkehrsfläche im Gebiet des neuen Hauptbahnhofs in Favoriten in Marianne-Pollak-Gasse benannt.
Literatur: Michaela Schneider, Schreiben für den "neuen Menschen". Die sozialdemokratische Journalistin und Politikerin Marianne Pollak, 1891–1963, 2000.