Olah, Franz

13.3.1910, Wien – 4.9.2009, Baden (NÖ)

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Der ausgebildete Klaviermacher Franz Olah war seit den 1920er Jahren Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Im Februar 1934 wurde er vorübergehend verhaftet, 1938 war er beim Versuch, Österreichs Unabhängigkeit noch zu retten, kurzzeitig Verhandlungspartner der Regierung Schuschnigg. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Olah neuerlich verhaftet und blieb bis 1945 in verschiedenen KZs interniert.

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Nach Kriegsende übernahm Olah rasch eine führende Rolle im ÖGB, wurde 1949 Vorsitzender der Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter und war 1950 mit seinen Arbeitern bei der Niederschlagung der kommunistischen Streikbewegung an vorderster Front beteiligt.

1955 stieg Olah zum Vizepräsidenten und 1959 zum Präsidenten des Österreichischen Gewerkschaftsbundes auf; vom März 1963 bis Ende September 1964 war Franz Olah als Innenminister am Höhepunkt seiner politischen Karriere, mit guten Aussichten auf den Parteivorsitz. Dann platzte der Skandal um die Veruntreuung von Gewerkschaftsgeldern – ein Teil des Geldes war zur Finanzierung der "Kronen-Zeitung" verwendet worden, ein anderer zur Unterstützung der FPÖ unter Friedrich Peter.

Olah_Franz_TF_Enthuellung_Boehm_Plakette_imOEGB_OEGB_ArchivOlah wurde noch im selben Jahr aus der SPÖ ausgeschlossen und gründete 1965 die "Demokratische Fortschrittliche Partei" (DFP), die bei den Wahlen von 1966 mehr als 3% der Stimmen, aber kein Mandat erreichte, damit allerdings der ÖVP zur absoluten Mehrheit verhalf.


Franz Olah, der zweifellos zu den schillerndsten Figuren der Zweiten Republik zählte, war von 1945 bis 1948 und 1969/70 Mitglied des Wiener Gemeinderates, von 1948 bis 1961 und von 1962 bis 1964 SPÖ-Abgeordneter zum Nationalrat (von 1959 bis 1961 auch dessen Zweiter Präsident) und von 1964 bis 1966 Abgeordneter zum Nationalrat ohne Klubzugehörigkeit. 1969 wurde er zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt, nach deren Verbüßung er sich aus dem politischen Leben zurückzog.

Werk: Die Erinnerungen, 1995; Erlebtes Jahrhundert - die Erinnerungen, 2008.
Literatur: Helmut Konrad, "Millionenverwechslung". Franz Olah, die Kronenzeitung, Geheimdienste, 1992; Michael Konvička, "Olahs" Partei: Die Demokratische Fortschrittliche Partei (DFP). Ein Beitrag zur österreichischen Zeitgeschichte der 60er und 70er Jahre, 1994; Artur Possnigg, Franz Olah – der erste Machtpolitiker Österreichs?, 2001.Wilhelm Svoboda, Franz Olah. Eine Spurensicherung, 1990.

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