Ofner, Julius

20.8.1845, Horschenz/Horenice (Böhmen) – 26.9.1924, Wien

Ofner_julius_head_digi

O

Der Jurist Julius Ofner wurde 1896 in den niederösterreichischen Landtag gewählt, in dem er mit Eugen Philippovich und Ferdinand Kronawetter eine kleine demokratische Fraktion bildete. Als einer der Exponenten der "Sozialpolitischen Partei" wurde er 1901 auch in den Reichsrat gewählt, dem er bis 1918 angehörte.

Ofner, der sich besonders für soziale Reformen engagierte, war Mitbegründer der "Fabier-Gesellschaft", die die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft durch Sozialreformen anstrebte, und arbeitete in sozialpolitischen Fragen eng mit den Sozialdemokraten zusammen.

Julius Ofner erwarb sich große Verdienste um die Entwicklung der Gesetzgebung, v.a. im Arbeitsrecht (Handlungsgehilfen-, Güterbeamten- und Schauspielergesetze, Dienstpragmatik der Staatsbeamten, Verbot der Kinderarbeit, Sonntagsruhe im Bürodienst, Zulassung der Frauen zu bestimmten Berufen, Fürsorge für entlassene Sträflinge etc.) und im Strafrecht (die sogenannte "Lex Ofner" über die Herabsetzung der Schadensgrenze bei Eigentumsdelikten, die bedingte Verurteilung etc.); durch die Veröffentlichung der Beratungsprotokolle zum "Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch" leistete er einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte des österreichischen Rechts.

Ofner_Julius_Tf_Digi

1918/19 war Ofner Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung und 1919 Mitbegründer der "Demokratischen Partei", die bei den ersten allgemeinen Wahlen allerdings eine vernichtende Niederlage erlitt.

Der in den Jahren 1926/27 nach Plänen von Ernst Lichtblau errichtete Wohnbau, 5., Margaretengürtel 22, wurde Julius-Ofner-Hof benannt.

In der Taborstraße (Grünanlage bei der Glockengasse) befindet sich das Ofner-Denkmal; es zeigt einen Sämann und am Sockel ein Porträt Ofners. Das Denkmal wurde von Carl Wollek gestaltet, 1932 aufgestellt, 1943 von den Nationalsozialisten entfernt, 1948 provisorisch und 1954 endgültig wiederaufgestellt. Die Ofnergasse in der Leopoldstadt wurde 1925 ebenfalls nach dem verdienten Sozialpolitiker benannt.

Werk: Der Ur-Entwurf und die Berathungs-Protokolle des Österreichischen Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches, 1889; Studien sozialer Jurisprudenz, 1894; Die Revision des allgemeinen bürgerl. Gesetzbuches, 1907; Das soziale Rechtsdenken, 1923; Recht und Gesellschaft, 1931.

Links