Noricum-Skandal

N

TF_Noricum_Blecha_VGA9
TF_Noricum_Gratz2_VGA9
TF_Noricum_Sinowatz_VGA9

1985 deckte der damalige profil-Journalist Alfred Worm illegale Waffenlieferungen des österreichischen VOEST-Tochterunternehmens "Noricum" an die kriegsführenden Staaten Irak und Iran auf. Die "Noricum" hatte zu Beginn der 1980er Jahre den Irak über das getarnte Empfängerland Jordanien mit Kanonen des Typs GHN 45 beliefert. Das Artilleriegeschütz Gun Howitzer Noricum (GHN-45), Kaliber 155 Millimeter, war eine gefürchtete und überaus "effektive" Offensivwaffe.

1988 wurde bekannt, dass auch der Iran 140 VOEST-Kanonen erhalten hatte. Dies war ein klarer Verstoß gegen ein gerade erst verschärftes Bundesgesetz, das Waffenlieferungen an kriegsführende Staaten ausdrücklich untersagte.

1989 beschloss der Nationalrat gegen die Stimmen der SPÖ die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Noricum-Skandal. Dies, und die Verwicklung in die Lucona-Affäre, führten zum Rücktritt des damaligen Innenministers Karl Blecha.

1993 wurden die verantwortlichen Manager wegen Neutralitätsgefährdung vor Gericht schuldig gesprochen. Die in der Angelegenheit zuständigen Politiker, der ehemalige Bundeskanzler Fred Sinowatz, der frühere Außenminister Leopold Gratz und der frühere Innenminister Karl Blecha wurden freigesprochen.

Der Noricum-Skandal bildete den Abschluss einer ganzen Reihe von politischen Skandalen, die die späte Ära Kreisky überschatteten.

Von der einst durchaus "vitalen" österreichischen Rüstungsindustrie ist knapp zwanzig Jahre später praktisch nichts mehr übrig geblieben.

Waren in den 1980er Jahren noch mehr als 10.000 Beschäftigte in Rüstungsbetrieben wie Noricum, Steyr, Hirtenberger, Assmann und Dynamit Nobel beschäftigt, so finden heute in dieser Branche nur noch wenige hundert Menschen Arbeit.