Lucona-Skandal

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"Lucona" war der Name eines Schiffes, das angeblich eine Uranerzaufbereitungsanlage an Bord hatte und 1977 im Indischen Ozean versank. Dabei kamen sechs Menschen ums Leben. Wie sich erst viel später herausstellen sollte, lag dem "Unglück" ein von langer Hand geplanter Versicherungsbetrug zugrunde, dessen Urheber der Besitzer der k.u.k. Hofzuckerbäckerei Demel Udo Proksch war, ein umtriebiges Mitglied der Wiener Society.

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Obwohl der Verdacht des Versicherungsbetruges – verbunden mit dem des sechsfachen Mordes – bereits relativ früh geäußert worden war, wurde Udo Proksch durch einflussreiche Freunde in Politik und Justiz jahrelang vor der Strafverfolgung bewahrt. 1987 veröffentlichte der Journalist Hans Pretterebner sein Buch "Der Fall Lucona", das die Affäre endgültig zum größten politischen Skandal in Österreichs Nachkriegsgeschichte werden ließ. Zur Klärung der politischen Verbindungen, insbesonders zu Teilen der SPÖ ("Club 45"), wurde 1988 sogar ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingesetzt.

Proksch, der sich einem möglichen Prozess durch Flucht entzogen hatte, wurde 1989 am Flughafen Wien verhaftet. Leopold Gratz, ein persönlicher Freund Udo Prokschs, der als Entlastungszeuge aufgetreten und entlastende Dokumente als "Unschuldsbeweise" beschafft hatte, musste als Folge der Affäre 1989 als Nationalratspräsident ebenso zurücktreten, wie Innenminister Karl Blecha. Der Gerichtsprozess gegen Udo Proksch endete 1992 mit einem Schuldspruch wegen Mordes und seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft. Ende Juni 2001 starb Proksch an den Folgen einer Herzoperation.

Literatur: Hans Pretterebner, Der Fall Lucona, 1989.