Moik, Wilhelmine

26.9.1894, Wien – 12.1.1970, Bad Vöslau (NÖ)

Head_moik_wilhelmine_bo16

M

Wilhelmine Moik kam als junge Näherin mit der Gewerkschaft und bald darauf auch mit der Sozialdemokratie in Kontakt. Sie erwarb sich großes Wissen, gewann als überzeugende Rednerin das Vertrauen ihrer Kollegen und wurde 1927 zur Vorsitzenden des gewerkschaftlichen Frauenreferates gewählt. Moik war enge Mitarbeiterin von Anna Boschek, der ersten Gewerkschafterin im Parlament, und vertrat die SDAP von 1932 bis 1934 im Wiener Gemeinderat.

In der Arbeiter-Zeitung vom 27. April 1931 polemisierte sie anlässlich des Muttertages heftig gegen das von der konservativen Regierung geplante "Sparpaket": Muttertag! Was leistet der Staat, um das Los der Mütter erträglicher zu machen...? Diesmal wird der Muttertag im Zeichen der Entrechtung der Mütter stehen. Mütter! In Hinkunft sollt ihr eure Kinder nicht mehr durch 26 Wochen stillen, weil Mehrleistungen der Krankenkassen abgebaut werden müssen. Zwölf Wochen Stillprämien genügen [...] Die Kinderambulatorien der Krankenkassen sollen gesperrt werden. Was braucht ihr wegen jeder Kleinigkeit, die einem eurer Kinder fehlt, gleich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen? [...] Wenn ihr selbst oder eure Männer erkranken, sollt ihr erst am vierten Krankheitstag das Krankengeld bekommen. Ist es denn zu rechtfertigen, dem Kranken schon vom ersten Krankheitstag geldliche Hilfe zu gewähren? Könnte dies nicht der Anreiz zu öfteren Erkrankungen werden? [...] Hört gut zu: Ihr habt in Zukunft die Aufgabe, die Erkrankungsfälle in euren Familien einzuschränken. An Stelle der ärztlichen Hilfe kann doch wieder der Rat der Nachbarin oder die Diagnose des Dürrkräutlers treten.

Nach dem Verbot der Sozialdemokratie im Februar 1934 war Moik als Funktionärin der illegalen Gewerkschaft und der Sozialistischen Arbeiterhilfe (SAH) wiederholt in Haft, davon mehr als drei Jahre lang – von 1938 bis 1941 und nochmals 1944 – in Gestapo-Gewahrsam.

Nach 1945 war Wilhelmine Moik ÖGB-Frauenvorsitzende, Vorsitzende der Wiener SPÖ-Frauen (1948-1963) und von 1945 bis 1962 Abgeordnete zum Nationalrat, wo sie sich besonders für die sozialen und rechtlichen Forderungen der Frauen einsetzte. Sie war darüber hinaus auch bei der Errichtung der Volkshilfe aktiv beteiligt.

Die in den Jahren 1965 bis 1967 nach Plänen von Erwin Heinz Dusl, Gerhard Kolbe und Josef Schläger errichtete Wohnhausanlage, 16., Wattgasse 9-11, wurde 1975 Wilhelmine-Moik-Hof, die Verkehrsfläche zwischen Handelskai und Wehlistraße in der Leopoldstadt 2009 Wilhelmine-Moik-Platz benannt.

Werk: Frauenarbeit und Gewerkschaften, 1929 (mit Anton Hueber).
Literatur: Agnes Broessler u. Traude Bollauf, "Es hat sich alles mehr um's Politische gehandelt!" Wilhelmine Moik – ein Leben für die gewerkschaftliche Frauenpolitik, 2006.