Emhart, Maria

27.5.1901, St. Pölten (NÖ) – 9.10.1981, Bischofshofen (Salzburg)

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Maria Emhart wuchs in St. Pölten als ältestes von fünf Kindern einer Landarbeiterin und eines Eisenbahners auf. Bereits mit 17 Jahren trat die gelernte Textilarbeiterin der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei und engagierte sich bald als Betriebsrätin. Mit 20 Jahren heiratete sie den Eisenbahner Karl Emhart, mit dem sie trotz der 1936 vom austrofaschistischen Regime erzwungenen Scheidung bis zu dessen Tod im Jahr 1965 verbunden blieb.

Von 1930 bis zum Februar 1934 gehörte Emhart dem Gemeinderat von St. Pölten an.Emhart_Mizzi_TF_SPOeSlzbg Im Zuge der Februarkämpfe wurde sie verhaftet, musste nach etwa vier Monaten mangels Beweisen allerdings wieder freigelassen werden.

Nach der Verhaftung ihrer Freundin Rosa Jochmann im August 1934 übernahm Maria Emhart unter dem Decknamen Grete Meyer deren führende Position bei den illegalen Revolutionären Sozialisten, wurde jedoch verraten und im Januar 1935 erneut verhaftet.

Zusammen mit Karl Hans Sailer und den prominenten Genossen Bruno KreiskyFranz JonasOtto Probst und Anton Proksch stand sie im März 1936 beim großen Sozialistenprozess als zweite Hauptangeklagte vor Gericht.

Die internationale Presse schrieb: Als erste Angeklagte betritt Marie Emhart mit einer roten Blume an ihrem Kleid, aufrecht, in stolzer Haltung, den Saal [...]. Sie erhebt die Faust zum Freiheitsgruß. Die anderen Angeklagten, die der Reihe nach hereingeführt werden, tun das Gleiche. Und sofort merkt man: die hat die Haft nicht gebrochen.

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Großen Eindruch hinterließ auch ihre Verteidigungsrede: Ja, ich bin begeisterte Sozialistin. Ich stamme aus einer kinderreichen Arbeiterfamilie und habe alle Not und Entbehrung mitgemacht, die man mitmachen muss, wenn man so tief unten zur Welt kommt wie ich. 

Die beiden Hauptangeklagten, Karl Hans Sailer und Maria Emhart, für die der Staatsanwalt die Todesstrafe beantragt hatte, wurden schließlich "nur" zu 20 bzw. 22 Monaten Haft verurteilt und kamen im Rahmen der Juli-Amnestie von 1936 frei.

Maria Emhart, die nach ihrer Freilassung nach Bischofshofen gezogen war, wurde am 25. November 1945 – als einzige Frau–, in den Salzburger Landtag gewählt, dem sie bis 1953 angehörte. Von 1953 bis 1965 vertrat sie die Salzburger Sozialdemokratie im Nationalrat. In ihrer neuen Heimat Bischofshofen, in der sie von 1946 an 20 Jahre lang als Vizebürgermeisterin fungierte, erinnert der Maria-Emhart-Platz an die mutige Sozialdemokratin.

Werk: Maria Emhart, Briefe aus dem Gefängnis. Korrespondenz mit Rosa Jochmann (1935–1936), 2001.
Literatur: Edith Prost (Hrsg.), "Die Partei hat mich nie enttäuscht ..." Österreichische Sozialdemokratinnen, 1989; Manfred Scheuch, Der Weg zum Heldenplatz. Eine Geschichte der österreichischen Diktatur 1933–1938, 2005.