Bach, David Josef

13. 8.1874, Lemberg/Lwíw (Ukraine) – 30.1.1947, London

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David Josef Bach kam 1875 mit seiner Familie nach Wien, wo sein Vater als Buchhalter arbeitete. Bach promovierte an der Wiener Universität zum Dr. phil. und begann als Redaktionsstenograph in der Arbeiter-Zeitung, wo er nach dem Tod von Josef Scheu 1904 dessen Nachfolger als Musikkritiker des Blattes wurde.

1905 initiierte Bach in Wien die legendären Arbeiter-Symphoniekonzerte, 1906 folgte – nach dem seit 1890 bestehenden Berliner Vorbild – die Gründung der Wiener Freien Volksbühne, deren Ziel es war, auch der Arbeiterschaft ein anspruchsvolles und leistbares Theater zu ermöglichen, und die auch eine eigene Kulturzeitschrift, "Der Strom", herausgab.

1917 wurde David Josef Bach Feuilletonchef der Arbeiter-Zeitung, von 1918 bis 1922 gab er gemeinsam mit Julius Bittner die Zeitschrift "Der Merker" heraus. Als 1919 die Sozialdemokratische Kunststelle gegründet wurde, übertrug man deren Leitung David Josef Bach. Die Aufgabe der Kunststelle bestand darin, den Arbeitern einen Zugang zu kulturellen Angeboten zu ermöglichen, die ihnen bis dahin verschlossen geblieben waren.

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Über seine Arbeit schrieb David Josef Bach: Es sollten die Bestrebungen nach künstlerischer Volkserziehung innerhalb der geistigen und manuellen Arbeiterschaft zusammengefasst und einheitlich geführt werden, um dem Kunstwillen des Volkes Wirkung und Verwirklichung zu schaffen. Nach uns, nach unserem Muster, haben sich dann andere, kleinere Gruppen zusammengetan, teils nach beruflicher, teils nach politischer Zusammengehörigkeit, die auch den Namen Kunststelle von uns übernommen haben. Wir haben es alle anderen gelehrt, den Anspruch des Volksganzen auf die Kunst nicht preiszugeben.

Das ist eine revolutionäre Tat im rechten Sinne des Wortes. Alle Kunst, alle echte große Kunst ist revolutionär, das heißt über die Gegenwart hinaus in die Zukunft weisend, neue Elemente schaffend.

1933 verließ Bach die Arbeiter-Zeitung, um sich ganz der Sozialdemokratischen Kunststelle zu widmen, was ihm jedoch nur kurze Zeit vergönnt war. Sein Nachfolger als Feuilletonchef wurde Fritz Rosenfeld. Nach 1934 lebte Bach, der u.a. ein Freund und Mentor von Arnold Schönberg war, als freier Musikschriftsteller. Bach war darüber hinaus auch Mitglied der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller und des 1923 gegründeten Wiener PEN-Zentrums.

1938 musste David Josef Bach Österreich verlassen; er emigrierte nach England, lebte ab 1940 in London und organisierte regelmäßig "kulturelle Abende" im Klub der österreichischen Sozialisten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nichts unternommen, um Bach die Heimkehr zu ermöglichen.

Werk: Der Kugelmensch, 1938.
Literatur: Henriette Kotlan-Werner, Kunst und Volk, David Josef Bach 1874-1947, 1977.