Im November 1919 beschloss der Parteivorstand der SDAP, eine eigene Kunststelle einzurichten, mit deren Leitung David Josef Bach, der Kulturredakteur der Arbeiter-Zeitung, betraut wurde. Bachs Programm weist bis in die heutige Zeit:
Das ist eine revolutionäre Tat im rechten Sinne des Wortes. Alle Kunst, alle echte große Kunst ist revolutionär, das heißt über die Gegenwart hinaus in die Zukunft weisend, neue Elemente schaffend. Eine Beethoven-Sinfonie ist ewig, ist revolutionär, und Goethes Iphigenie ist es auch. Danach haben wir unsere Kunstpolitik gerichtet, nicht nach dem, was sich für modern und revolutionär schon deshalb hält, weil es dieses Wort ausspricht oder sich so gebärdet. Der Sozialismus, der sich als Träger der Zukunft fühlt, seiner Sendung sich bewusst ist, wird allemal die Kunst wählen, die in die Zukunft weist, auch wenn sie in vergangener Zeit entstanden ist; er wählt die Zukunft und nicht die Gegenwart.
An der "Wiege" der Kunststelle standen die der Hochkultur verpflichteten Arbeiter-Symphoniekonzerte. Das erste Konzert fand am 29. Dezember 1905 im Großen Musikvereinssaal, das letzte im selben Saal am 11. Februar 1934 statt.
Diese Konzerte, die auch an anderen Veranstaltungsorten, v.a. in den großen Arbeiterheimen, geboten wurden, bildeten den Kern des Programms der Sozialdemokratischen Kunststelle. Dazu kamen als weitere Aktivitäten Museumsführungen, Dichterlesungen, kulturpolitische Vorträge, v.a. aber auch die Vermittlung verbilligter Theaterkarten, mit deren Vertrieb sich die Kunststelle auch einen gewissen Einfluss auf die Programmgestaltung sichern konnte.