Die Wurzeln der österreichischen Arbeitersportbewegung liegen in den Arbeiterbildungsvereinen, die für die Sozialdemokraten lange Zeit die einzige Möglichkeit darstellten, sich auf legale Weise zu organisieren.
In diesen Arbeiterbildungsvereinen entstanden – zunächst unter dem Einfluss der deutschnationalen Turnerbewegung – schon bald Sportsektionen, v.a. Arbeiterturnvereine. Ihr Ziel war eine harmonische Körperausbildung und die größtmögliche Vielseitigkeit.
Die Arbeiterturner drängten jedoch bald aus den stickigen Sälen ins Freie, um ihre sportlichen Übungen unter der Einwirkung von Licht, Luft und Sonne auszuüben, und mit der Zeit wurden auch das Wandern und das Bergsteigen zu beliebten Freizeitbetätigungen der Arbeiter. 1893 entstanden die ersten Arbeiter-Radfahrvereine, und 1895 wurde der Touristenverein Naturfreunde gegründet.
Bald darauf verbreitete Emmerich Wenger den Skisport in der Arbeiterschaft: Von einer Reise nach Norwegen brachte er das erste Paar Ski mit, und als er mit seinen Freunden am Bierhäuslberg unterwegs war, gab es mit dem Durcheinander von Hölzern und Beinen viel zu lachen.
Seit der Jahrhundertwende wurde auch das Schwimmen gepflegt; 1909 gründeten die Wiener Turner den ersten Arbeiter-Schwimmverein.
Nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs sammelten sich die Arbeitersportvereine, die Arbeiterradfahrer und die Naturfreunde 1919 im "Verband der Arbeiter- und Soldatensportvereine" (VAS), der sich 1924 zum Arbeiterbund für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ) umbildete.
Seit 1913 hatte die österreichische Arbeitersportbewegung auch Anschluss an die internationale Arbeitersportbewegung; der 1919 aus dem Zusammenschluss der Arbeiter-Turnvereine gegründete Wiener Arbeiter-Turner- und Sportverein (WAT) war als einzige Sportorganisation sogar Mitglied der Sozialistischen Internationale.
In den 1920er Jahren wurden weitere Sportarten erobert: Der Arbeiter-Handballverband entstand, aber auch der Verband der Arbeiter-Tennis- und Eissportvereine oder der Arbeiter-Jiu-Jitsu-Klub.
1931 fand auf Initiative des ASKÖ die 2. Arbeiter-Olympiade in Österreich statt – im Februar in Mürzzuschlag und auf dem Semmering, und vom 19. bis 26. Juli in Wien, mit dem neu errichteten Praterstadion als Mittelpunkt.
1934 wurde die Arbeitersportbewegung in Österreich verboten; 1945 wurde die Bewegung reaktiviert und hat seither in der ASKÖ ihre zentrale Vertretung.
Literatur: Reinhard Krammer, Arbeitersport in Österreich. Ein Beitrag zur Geschichte der Arbeiterkultur in Österreich bis 1938, 1981; Matthias Marschik, "Wir spielen nicht zum Vergnügen". Arbeiterfußball in der Ersten Republik, 1994; Christine Trucksess, Anfänge des Arbeitersports in Österreich. Von der Monarchie bis zum Ende der 1. Republik, 1987.