Die heutige Westbahn wurde unter dem Namen "k.k. privilegierte Kaiserin-Elisabeth-Bahn" in den Jahren 1856 bis 1858 von Wien nach Linz gebaut und 1860 nach Salzburg verlängert. Gleichzeitig wurde in Wien der alte Westbahnhof nach Plänen von Moritz von Löhr errichtet. Trotz der Popularität der Kaiserin wurde der komplizierte Name vom Publikum bald durch das schlichte "Westbahn" ersetzt.
Neben der Hauptlinie der Westbahn, die von Wien über Salzburg nach München führte, gab es auch die Nebenstrecken von Wels nach Passau und von Linz nach Budweis. Im Jahr 1884 wurde die "Kaiserin-Elisabeth-Bahn" verstaatlicht.
Die Eisenbahner spielten in der politischen und gewerkschaftlichen Organisation der Arbeiterbewegung immer eine besondere Rolle. Das gilt auch und gerade für die Zeit der Illegalität.
Zwischen 1934 und 1945 kam es deshalb wiederholt zu Verhaftungen von Gewerkschaftsaktivisten am Westbahnhof. Einer der Inhaftierten, Leopold Wölfel, wurde am 1.11.1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Am 1. April 1938 fuhr der erste Transport österreichischer Häftlinge – der sogenannte "Prominententransport" – vom Westbahnhof ins KZ-Dachau. Unter den 150 Häftlingen befanden sich bekannte Politiker und Gegner des nationalsozialistischen Regimes, darunter auch mehrere Sozialisten, u.a. Robert Danneberg, Alexander Eifler, Franz Olah und Viktor Matejka.
1988 wurde am Westbahnhof eine Gedenktafel für die mit dem ersten Transport nach Dachau deportierten Gestapo-Häftlinge enthüllt. Diese Gedenktafel wurde nach der Renovierung des denkmalgeschützten Bauwerks auf der oberen Ebene wieder angebracht.
Ab Mai 1938 wurden vom Westbahnhof aus auch tausende Juden nach Dachau bzw. nach Weimar und von dort ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert.
Am 15. April 1945, als in den nördlichen Teilen Wiens noch Geschützfeuer zu hören war, traten im einzigen noch benützbaren Saal des schwer beschädigten Bahnhofs sozialistische, kommunistische und christliche Gewerkschafter zur Gründung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes zusammen; Johann Böhm wurde dabei zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Der Neubau des weitgehend zerstörten Westbahnhofs wurde 1952 nach Plänen von Robert Hartinger vollendet.
Ab September 2008 schließlich wurde der denkmalgeschützte Wiener Westbahnhof bei laufendem Betrieb zur "BahnhofCity Wien West" ausgebaut und im Herbst 2011 eröffnet.
Literatur: Wolfgang Neugebauer und Peter Schwarz, Stacheldraht, mit Tod geladen... Der erste Österreichertransport in das KZ Dachau 1938, 2008.