Nach dem Besuch der Volksschule und der Bürgerschule in Waidhofen an der Thaya erlernte der Sohn eines Kleinhäuslers in Wien das Maurerhandwerk. Im Jahre 1903 trat Johann Böhm der Gewerkschaft der Maurer bei, wurde zwei Jahre später Obmann der Ortsgruppe Währing, 1912 Obmann der Vereinigung der Wiener Ortsgruppen der Gewerkschaft der Maurer und 1913 Vorstand der Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Böhm 1915 zum Militär eingezogen und noch im selben Jahr an der russischen Front schwer verwundet. Nach Beendigung des Krieges übernahm Böhm die Geschäftsführung des neu geschaffenen Arbeitsamtes für das Baugewerbe in Wien. Drei Jahre später wurde er Leiter der Ortsgruppe Wien der Baugewerkschaft und im selben Jahr Stellvertretender Vorsitzender der Industriellen Bezirkskommission. 1927 wurde Böhm in den Gemeinderat und außerdem zum Vorsitzenden der Baugewerkschaft gewählt; von 1930 bis 1934 war er Mitglied des Nationalrates.
Am 12. Februar 1934 wurde Johann Böhm verhaftet und ins Anhaltelager Wöllersdorf gebracht. Nach seiner Freilassung im September war Böhm in der illegalen Gewerkschaftsbewegung tätig und musste sich mit verschiedenen schlecht bezahlten Tätigkeiten durchbringen.
Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er, so wie viele andere Sozialisten, neuerlich verhaftet, aber kurz vor Jahresende wieder freigelassen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Johann Böhm als Staatssekretär für soziale Verwaltung in die Provisorische Regierung von Staatskanzler Karl Renner berufen und auch mit dem Neuaufbau der österreichischen Gewerkschaftsorganisationen betraut.
Nachdem sozialistische, christliche und kommunistische Gewerkschaftler im April 1945 den Österreichischen Gewerkschaftsbund gegründet hatten, wurde Johann Böhm, Obmann vor 1934, zunächst zum provisorischen Vorsitzenden, dann zum ersten Präsidenten des neuen ÖGB gewählt.
Den Vorsitz der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft übergab er an den eben erst aus dem Exil in England zurückgekehrten Franz Novy.
Johann Böhm gehörte von 1945 bis zu seinem Tod dem Nationalrat an; von 1945 bis 1959 war er überdies Zweiter Präsident des Nationalrats und Mitglied des SPÖ-Vorstands. Er gilt als einer der Väter der erfolgreichen österreichischen Sozialpartnerschaft und war maßgeblich an der Entwicklung der österreichischen Sozialpolitik beteiligt.
1956 wurde anlässlich seines 70. Geburtstages die Johann-Böhm-Stiftung geschaffen, die begabte, aber mittellose Arbeiter- und Angestelltenkinder bei der Weiterbildung unterstützen soll. Böhm, dessen größer Wunsch es gewesen war, studieren zu können – wozu das Einkommen seiner Eltern jedoch nicht reichte –, bezeichnete diese Stiftung als "das schönste Geburtstagsgeschenk".
Die in den Jahren 1960 bis 1964 mit über 400 Wohnungen errichtete Wohnhausanlage, 20., Brigittaplatz 1-2, wurde Johann-Böhm-Wohnhausanlage benannt. Und die höchste Auszeichnung, die der ÖGB zu vergeben hat, heißt Johann-Böhm-Plakette. Jener Platz zwischen Handelskai und Wehlistraße, an dem das neue ÖGB-Gebäude beheimatet ist, wurde 2009 Johann-Böhm-Platz benannt.
Werk: Erinnerungen aus meinem Leben, 1986.
Literatur: Karin Holzer, Johann Böhm, eine Biographie, 1998; Wolfgang Maderthaner, Johann Böhm, ein Portrait, 1997.