Scheu-Riesz, Helene

18.9.1880, Olmütz / Olomouc (Mähren) – 8.1.1970, Wien

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Helene Riesz besuchte die Gymnasiale Mädchenschule des Vereins für erweiterte Frauenbildung und studierte Englisch und Philosophie an der Universität Wien. Sie stand zunächst der "bürgerlichen" Frauenbewegung nahe, schloss sich später aber den sozialdemokratischen Frauen an. Als Schriftstellerin debutierte Riesz 1904 mit dem Roman "Werden"; in der Folge veröffentlichte sie v.a. Kinder- und Jugendbücher und kämpfte gegen den "Kitsch" in der Jugendliteratur. Darüber hinaus war sie für das Feuilleton der "Neuen Freien Presse" ebenso tätig, wie für die Arbeiterinnen-Zeitung sowie als Übersetzerin.

1904 heiratete sie den späteren sozialdemokratischen Gemeinderat Gustav Scheu (1875–1935), Sohn des Gründers der Arbeitersängerbewegung, Josef Scheu. In ihrem 1912/13 von Adolf Loos errichteten Haus in Hietzing, das als erstes modernes Terrassenhaus in Mitteleuropa gilt, führte Helene Scheu-Riesz einen Salon, in dem Persönlichkeiten wie der Maler Oskar Kokoschka, die Schauspielerinnen Elisabeth Neumann-Viertel und Helene Weigel, der Komponist Arnold Schönberg, die Pädagogin und Pionierin der Mädchenbildung Eugenie Schwarzwald oder die Autorin Hilde Spiel verkehrten.

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg richtete Helene Scheu-Riesz in Räumen, in denen Milch und Kakao an bedürftige Kinder ausgegeben wurde, Lesesäle ein und nannte diese nach dem Märchen "Sesam öffne dich" "Sesam-Leseräume". 1923 gründete sie schließlich den "Sesam Verlag", der in der Reihe "Kleine Sesam-Bücher" Werke der Weltliteratur preiswert, aber künstlerisch gestaltet, herausgab – ein absolutes Novum in der damaligen Kinderliteratur.

1934 emigrierte Helene Scheu-Riesz in die USA, wo sie in New York als Inhaberin eines Verlagshauses und als Übersetzerin tätig war. 1954 kehrte sie nach Wien zurück, engagierte sich in Schul- und Bildungsfragen und arbeitete als Übersetzerin von Kinderbüchern aus dem Englischen.

Ihr Sohn Friedrich Scheu war Journalist und leitete von 1954 bis 1972 das außenpolitische Ressort der Arbeiter-Zeitung. Ihre Tochter Elisabeth Scheu Close (1912–2011) übersiedelte bereits 1932 in die USA, wo sie als Architektin Karriere machte.

Werke (Auswahl): Konegens Kinderbücher (Hrsg.), 1910-1923; Drei Märchenspiele, 1921; Die Welle, 1930; Open Sesame, 1952.
Literatur: Susanne Blumesberger, Helene Scheu-Riesz (1880-1970) – eine Frau zwischen den Welten, 2005.