Scheu, Andreas

27.1.1844, Wien – 29.8.1927, Rapperswil (Schweiz)

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Der gelernte Vergolder Andreas Scheu war einer der Pioniere der österreichischen Arbeiterbewegung. Ab 1867 trat er im Arbeiterbildungsverein Gumpendorf bei zahlreichen Versammlungen als Redner auf und war ab 1870 als Herausgeber des Wochenblatts "Volkswille" tätig.

1870 wurde Scheu wegen Hochverrats verhaftet und angeklagt, 1872 schloss er sich dem radikalen Flügel der Sozialisten an und war 1874 federführend an der Organisation des Parteitags in Neudörfl beteiligt.

Scheu wanderte noch im selben Jahr nach England aus, zählte hier später zum engeren Mitarbeiterstab der vom Augsburger Anarchisten Johann Most, den Scheu noch aus dessen kurzer Wiener Zeit kannte, in London herausgegeben "Freiheit", war in der englischen Arbeiterbewegung aktiv und einer der Mitbegründer der "Social Democratic Federation".

Andreas Scheu stand auch weiterhin in Kontakt mit der österreichischen Sozialdemokratie und war als Korrespondent für die Gleichheit und die Arbeiter-Zeitung tätig. 1912 übersiedelte er nach Weimar und 1914 in die Schweiz.

Andreas Scheus älterer Bruder Josef Franz Georg Scheu (1841–1904) war ein bekannter Komponist und Chorleiter; er schrieb 1868 das Lied der Arbeit und war außerdem Mitbegründer des "Wiener Musikerbundes" und der "Musikerzeitung". Sein jüngerer Bruder war der bekannte Xylograph Heinrich Scheu (1845–1926). 
 

Werk: Der Wiener Hochverratsprozeß. Bericht über die Schwurgerichtsverhandlung gegen Andreas Scheu, Heinrich Oberwinder, Johann Most und Genossen, 1911; Umsturzkeime, 1923.
Literatur: Andrea Bogad-Radatz, Andreas Scheu (1844-1927). Agitator und Sozialkritiker der österreichischen und englischen Arbeiterbewegung, 1989; Herbert Steiner, Die Brüder Scheu, 1968.