Der Metzleinstaler Hof wurde noch während des Ersten Weltkriegs zunächst als Mietshaus konzipiert. Vollendet wurde der von Robert Kalesa geplante erste Bauabschnitt mit 103 Wohnungen 1920 schließlich als erster "echter" Gemeindebau Wiens.
Er ist mit dem gürtelseitig gelegenen Trakt identisch und noch weitgehend dem bürgerlichen Mietshaus der Jahrhundertwende verpflichtet – allerdings bereits ohne Gangküchen, mit direkter Belichtung aller Räume und einem Kindergarten im Erdgeschoss.
Architekt des zweiten Bauabschnitts mit 141 Wohnungen war in den Jahren 1923/24 Hubert Gessner. Gessner schuf einen geschlossenen Hof und legte mit dieser insgesamt 244 Wohnungen umfassenden Anlage den Grundstein für die späteren monumentalen "Volkswohnungspaläste". "Übernommen" wurde der Metzleinstaler-Hof im Februar 1925, die Eröffnung fand am 12. Juni 1925 statt.
Der zweite Bauabschnitt weist reiche keramische Verzierungen in Form von farbigen Majolikareliefs an Fenstern und Fassaden auf. Darüber hinaus machte Gessner die Stiegenhäuser von Hof aus zugänglich und schuf somit eine wichtige Baueigenart nahezu aller späteren Wiener Gemeindebauten.
Zu den Sozialeinrichtungen des Metzleinstaler Hofes gehörten eine zentrale Bade- und eine Wäschereianstalt, ein Kindergarten, eine Bibliothek, Klubräume sowie eine Lehrlingswerkstatt.
Der aus zwei höchst unterschiedlichen Teilen bestehende Metzleinstaler Hof nimmt innerhalb der kommunalen Wohnbauten der Ersten Republik eine besondere Stellung ein und zeigt sehr deutlich den Übergang vom kommerziellen zum gemeinwirtschaftlichen Wohnungsbau. Die Sanierung des Hofes, der nach dem bereits 1305 erwähnten Flurnamen Metzleinstal benannt ist, aus dem später "Matzleinsdorf" wurde, in den Jahren 1993 bis 1996 wurde mit dem Stadterneuerungspreis 1997 ausgezeichnet.
Der Waschsalon Karl-Marx-Hof beschäftigte sich bereits in zwei Sonderausstellungen mit dem Metzleinstaler Hof: 2011/12 anlässlich einer Ausstellung über Hubert Gessner und 2015 im Rahmen der Ausstellung über die "Ringstraße des Proletariats".
Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934, 1980; Metzleinstalerhof, erbaut von der Gemeinde Wien in den Jahren 1923-1924, Festbroschüre; Inge Podbrecky, Rotes Wien, 2003; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009; Markus Kristan, Hubert Gessner. Architekt zwischen Kaiserreich und Sozialdemokratie 1871-1943, 2011.