Kirchweger, Ernst

12.1.1898, Wien – 2.4.1965, Wien

K

Ernst Kirchweger war bis 1934 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und schloss sich dann der illegalen KPÖ an. Während der Zeit des Faschismus engagierte er sich in den illegalen "Freien Gewerkschaften".

Kirchweger_SPOE

Am 31. März 1965 kam es in Wien zu einer Großdemonstration antifaschistischer Studenten und Mittelschüler gegen den reaktionären Professor an der Hochschule für Welthandel in Wien, Taras Borodajkewicz, der wiederholt durch öffentliche antisemitische Äußerungen sowie durch seine Bemerkungen über das Geflunker von der österreichischen Nation aufgefallen war. Neben zahlreichen weiteren Sozialisten, Katholiken und Kommunisten, Widerstandskämpfern und Gewerkschaftern nahm auch der 67jährige Rentner Ernst Kirchweger an dieser Kundgebung teil.

Als rechtsstehende Studenten versuchten, die Kundgebung zu stören, kam es zu Tätlichkeiten. Dabei wurde Kirchweger von dem als Neonazi bekannten Günther Kümel attackiert und so schwer verletzt, dass er am 2. April im Krankenhaus verstarb.

Kümel wurde wegen "Notwehrüberschreitung" zu zehn Monaten Arrest verurteilt, Borodajkewicz im Mai 1966 zwangspensioniert. Der Tod Kirchwegers löste eine bis dahin in Österreich einmalige Welle antifaschistischer Aktivitäten und Aufklärungsaktionen aus.

TF_KirchwegerTafel_Enthuellung_Edlinger_BO10

Das Begräbnis Ernst Kirchwegers am 8. April 1965 wurde zur größten antifaschistischen Kundgebung seit 1945. Mehr als 25.000 Menschen nahmen an dem Trauerzug teil, der sich auf dem Heldenplatz sammelte und über die Ringstraße zum Schwarzenbergplatz ging.

Der in den Jahren 1979 bis 1981 errichtete Ernst-Kirchweger-Hof, 10., Sonnwendgasse 24, erinnert an das erste Todesopfer politischer Gewalt in der Zweiten Republik.

Nicht zu verwechseln damit ist das Ernst-Kirchweger-Haus in der Wielandgasse 2-4, ebenfalls in Favoriten. Dieses 1931 von Josef Hofbauer und Wilhelm Baumgarten errichtete ehemalige Schulgebäude befand sich ab 1945 im Besitz der KPÖ, wurde 1990 von linken AktivistInnen besetzt und nach Ernst Kirchweger benannt. Es beherbergte seither eine Reihe von Vereinen. Ende 2004 wurde das Ernst-Kirchweger-Haus von der KPÖ verkauft.