Oskar Helmer absolvierte eine Buchdruckerlehre in Wiener Neustadt und war schon im Jahr 1903 aktiver Sozialdemokrat und Gewerkschafter. 1910 wurde der gelernte Schriftsetzer Redakteur der Gleichheit und der "Wiener Volkstribüne".
Am 5. Mai 1919 wurde Helmer als jüngstes Mitglied seiner Fraktion in den niederösterreichischen Landtag gewählt, dem er bis 1934 angehörte. Nach der Abtrennung Wiens von Niederösterreich wurde er Ende 1921 zum Führer der Landtagsfraktion und der sozialdemokratischen Landesregierungsmitglieder gewählt; 1927 avancierte er zum Landeshauptmannstellvertreter.
In den Jahren 1930 bis 1934 bemühte sich Oskar Helmer gemeinsam mit Karl Renner, Heinrich Schneidmadl und anderen intensiv um einen Ausgleich der innenpolitischen Gegensätze und setzte sich innerhalb der Partei für weitreichende Konzessionen an die Christlichsozialen ein. Im Februar 1934 wurde Helmer trotzdem verhaftet; weitere Haftaufenthalte folgten im März 1938 und im Juli 1944.
Im April 1945 beteiligte sich Helmer am Wiederaufbau der niederösterreichischen Landesverwaltung, war von 1945 bis 1957 Landesparteivorsitzender der SPÖ-Niederösterreich und von 1945 bis 1959 stellvertretender Bundesparteiobmann und Abgeordneter zum Nationalrat. Nachdem Helmer bereits in der Provisorischen Staatsregierung Renner das Amt des Unterstaatssekretärs im Staatsamt für Inneres bekleidet hatte, leitete er von 1945 bis 1959 das Innenministerium. In seiner Funktion als Innenminister engagierte er sich für den Aufbau einer demokratischen Exekutive und trat stets für eine funktionierende Zusammenarbeit in der Großen Koalition und für die Zurückdrängung des kommunistischen Einflusses, insbesonders in der Wiener Polizei, ein. Allerdings führte er auch innerhalb der Partei eine persönliche Diffamierungskampagne gegen angebliche KP-Sympathisanten, darunter auch gegen die Frauenfunktionärin Hilde Krones.
Unrühmlich ist auch Helmers Rolle bei der Frage der Rückgabe jüdischen Eigentums; im Protokoll der 132. Ministerratssitzung vom 9. November 1948 ist sein Ausspruch festgehalten, Ich wäre dafür, dass man die Sache in die Länge zieht. Als Innenminister schlug Oskar Helmer reihenweise NS-Verbrecher zur Begnadigung vor – so auch Adolf Girzick, immerhin Stellvertreter des berüchtigten Alois Brunner als Leiter der "Zentralstelle für jüdische Auswanderer": Das ihm zur Last gelegte Delikt besteht nur darin, dass er in der Judenaussiedelungsstelle beschäftigt war.
Von 1959 bis 1963 war Oskar Helmer auch Präsident des Aufsichtsrates der Österreichischen Länderbank und Mitglied des Bundesrates.
Die in den Jahren 1961 bis 1964 nach Plänen von Otto Gruber, Friedrich Hintermayr, Leopoldine Kirschner, Erika Peters und Leopold Stefl errichtete Wohnhausanlage, 21., Mayerweckstraße 2-8, wurde 1970 Helmerhof benannt.
Werk: 50 Jahre erlebte Geschichte, 1957; 40 Jahre Burgenland. Ein Land wählt die Freiheit, 1961; Ausgewählte Reden und Schriften, Hrsg. Jacques Hannak, 1963; Aufbruch gegen das Unrecht. Zur Geschichte der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung im Viertel unter dem Wienerwald, 1964.
Literatur: Wilhelm Svoboda, Die Partei, die Republik und der Mann mit den vielen Gesichtern: Oskar Helmer und Österreich II, 1993.