Gerl, Josef

13.2.1912, Wien – 24.7.1934, hingerichtet in Wien

Head_gerl_vga5

G

Josef Gerls Eltern kamen aus Böhmen nach Wien, er selbst war Tschechoslowakischer Staatsbürger. Gerl, der in sehr armen Verhältnissen aufwuchs – die Ehe der Eltern war gescheitert, die Mutter arbeitete als Wäscherin –, erlernte den Beruf des Goldschmiedes, wurde jedoch nach Absolvierung der Lehre arbeitslos und gehörte bald zu den "Ausgesteuerten".

Josef Gerl war MiTF_Gerl_BO2tglied der Sozialistischen Arbeiterjugend und des Republikanischen Schutzbundes. Er beteiligte sich im Goethehof an den Kämpfen im Februar 1934, floh danach in die Tschechoslowakei und kehrte bald darauf wieder nach Österreich zurück, um den Kampf gegen den Austrofaschismus aufzunehmen.

Am 20. Juli 1934 unternahm Gerl gemeinsam mit Rudolf Anzböck einen Sprengstoffanschlag auf eine Signalanlage der Donauuferbahn. Dabei wurde das Betonfundament der Anlage zerstört, diese selbst allerdings nur leicht beschädigt. Als die beiden Männer einige Stunden später im Keplerpark von einem Polizisten angehalten wurden, zog Gerl eine Pistole und verletzte den Beamten mit zwei Schüssen schwer.

Das Schnellverfahren gegen Gerl und Anzböck fand bereits am 24. Juli statt. Der Vorsitzende des Standgerichts war jener Oberlandesgerichtsrat Osio, der 1936 den großen Prozess gegen die Funktionäre der Revolutionären Sozialisten leitete. Die beiden Angeklagten wurden zum Tode verurteilt, Gerl noch am selben Tag hingerichtet, Anzböck zu lebenslangem Kerker begnadigt.

Die in den Jahren 1930/31 nach Plänen von Heinrich Ried errichtete Wohnhausanlage der Gemeinde Wien, 20., Stromstraße 39-45, wurde 1949 Gerlhof benannt.

Literatur : Josef Hindels, So starb ein junger Sozialist, Josef Gerl, ca. 1976.