FavAC

10., Kennergasse 4

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Friedrich Torberg, der bekannte Kaffeehausliterat und Fußballenthusiast, bezeichnete Favoriten einmal scherzhaft, aber nicht zu Unrecht, als die "Kornkammer des österreichischen Fußballs". Tatsächlich stammten viele berühmte Fußballer, u.a. auch Matthias Sindelar, aus Favoriten und die Favoritner Vereine galten stets als Talenteschmieden.

Den Beginn des Favoritner Vereinsfußballs markierten knapp nach der Jahrhundertwende die Gründungen des SpC Rudolfshügel sowie des SpC Hertha. Seit in Wien eine offizielle Meisterschaft gespielt wurde (1911/12) gehörten diese beiden Favoritner Mannschaften zum Stamm der aus zehn bis vierzehn Vereinen bestehenden obersten Spielklasse.

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Die Derbys um das "Favoritner Championat" waren jedes Mal ein Riesenspektakel, und das "Sport-Tagblatt" schrieb im Juni 1926 über die Rivalität zwischen diesen beiden Spitzenvereinen: Die Gegend hinter dem Südbahnhof ist fußballsportlich eigentlich in zwei Gebiete geteilt. Die Gegend rechts der Favoritenstraße ist die Interessensphäre Rudolfshügels, und was links von der Favoritenstraße haust, schwört zum Banner der Hertha.

Der Favoritner Athletik-Sport-Club (FavAC) ging 1910 aus dem Kegelklub Favorit, an dessen Spitze eine Frau stand, hervor und spielte anfangs in der 2. Klasse C. Wie aus den Vereinsstatuten ersichtlich wird, wollte man sich nicht allein dem Fußball widmen: Zweck des Vereines ist die Pflege von sportlichen Veranstaltungen wie: Turnen, Fußball, Athletik, Touristik, Schwimmen sowie die Pflege von Gesang, Musik, Tanz, Theater, sowie Veranstaltung von Vorträgen u. Festen.

Nach dem Ersten Weltkrieg schloss sich der FavAC dem sozialdemokratischen "Verband der Arbeiter- und Soldatenvereine" (V.A.S.) an, dem 1921 nicht weniger als 103 Fußballvereine angehörten!

Im Herbst des selben Jahres bezog der FavAC, der zuvor auf einer Wiese im Bereich Quellenstraße / Gudrunstraße gespielt hatte, seinen bis heute bestehenden Platz in der Kennergasse. Für die Aufschüttung der Böschung der neuen Anlage wurde übrigens jenes Erdreich verwendet, das beim Bau des Amalienbades abgefallen war.

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Nach einem kurzen Gastsspiel im (bürgerlichen) Profibetrieb in der Saison 1925/26 kehrte der FavAC zum Amateurfußball zurück und schloss sich der eben konstituierten und sozialdemokratisch dominierten Freien Vereinigung der Amateur-Fußballvereine Österreichs (VAFÖ) an.

Die ideologisch motivierte Trennung der Verbände blieb bis zum Bürgerkrieg im Februar 1934 aufrecht, in dessen Folge die Auflösung der VAFÖ beschlossen wurde.

In der Saison 1934/35 erreichten die Favoritner den ersten Platz in der 2. Liga Gruppe Nord und spielten gegen den Sieger der Gruppe Süd, den Bezirksrivalen SK Slovan, um den Aufstieg in die oberste Spielklasse. Nachdem das erste Spiel 3:3 geendet hatte, siegte der FavAC im Wiederholungsspiel mit 1:0 und konnte sich insgesamt drei Saisonen lang in der obersten Liga halten.

Nach einem regelrechten "Durchmarsch" von der Unterliga A (1975/76) über die Wiener Liga (1976/77), die Regionalliga Ost (1977/78) und die 2. Division gelang dem FavAC 1983 noch ein zweites Mal der Aufstieg in die oberste Spielklasse, wo er sich allerdings nur zwei Jahre lang halten konnte. Heute spielen die Favoritner im Mittelfeld der Wiener Stadtliga.

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