Blathof

14., Rottstraße 1, Linzer Straße 128

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Der Blathof, der nach der Rottstraße auch "Rott-Bau" genannt wird, wurde in den Jahren 1924/25 nach Plänen von Clemens Holzmeister errichtet und umfasste ursprünglich 313 Wohnungen.

Nachdem der Gemeinderatsausschuss für Kultur und Volksbildung am 10. Februar 1948 die Benennung dreier Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien nach Opfern der Februar-Kämpfe 1934 beschlossen hatte, wurde die Anlage nach dem getöteten Schutzbund-Mitglied Ferdinand Blat (17.10.1888–12.2.1934) benannt, an den auch eine Gedenktafel beim Eingang erinnert. Die beiden anderen Benennungen betrafen den Holy-Hof und den Svobodahof.

Die große, repräsentative Anlage ist Holzmeisters einziger Beitrag zum kommunalen Wohnbauprogramm des "Roten Wien" und weist eine interessante Fassadengliederung durch stark hervortretende Spitzerker auf. Im Hof dominieren hingegen die einfachen kubischen Formen. Der lange, etwas schmale Innenhof mit Grünanlage ist infolge des starken Gefälles terrassiert. Die Anlage enthielt einen Kindergarten, ein Jugendheim, eine Bibliothek und mehrere Geschäftslokale.

Bemerkenswert sind die plastischen Figuren über sämtlichen Stiegenhaustüren, der durch Treppen geteilte Zierbrunnen mit maskenartigen Plastiken und die große Figur beim Stiegenaufgang zum Hort, alle von Wilhelm Frass (1925). Der Bildhauer Wilhelm Frass (1886–1968), Bruder des Architekten Rudolf Frass, war Mitglied der Sezession; 1938 stellte sich heraus, dass Frass illegaler Nationalsozialist war. Er avancierte zum Leiter der Kunst- und Modeschulen der Stadt Wien und zum Sachberater für Bildhauerkunst im Kulturamt. Nach dem Krieg wurde Frass auf Betreiben Josef Hoffmanns als "minderbelastet" wieder in das Wiener Kunstleben integriert.

Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934, 1980; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.