Zu den zahlreichen kulturpolitischen Aktivitäten der sozialdemokratischen Bewegung gehörte auch der Arbeiter-Radiobund Österreichs. Nachdem es bereits seit 1920 die ersten Rundfunksendungen in den USA gab, kam die neue Technik 1923 auch nach Europa. In Österreich begannen am 1. April 1923 Probesendungen privater Firmen. 1924 wurde im Zusammenwirken von Bundesregierung, Stadt Wien sowie privater Banken und Industrieunternehmen die RAVAG (Radioverkehrs AG) gegründet, die ab 1. Oktober 1924 täglich sendete.

Schon im März 1924 gründeten Sozialdemokraten den Verein "Freier Radiobund", der im Oktober desselben Jahres bereits 3.000 Mitglieder in 30 Ortsgruppen zählte. 1927 wurde der Verein in Arbeiter-Radiobund Österreichs (ARABÖ) umbenannt und hatte 1931 mehr als 13.000 Mitglieder. 1934 wurde der ARABÖ, so wie alle anderen sozialdemokratischen Organisationen auch, verboten.

Der ARABÖ hatte vier Sitze im Programmbeirat der RAVAG und konnte somit Einfluss auf die Programmgestaltung nehmen. Dadurch kam es zur Einführung einer wöchentlichen halbstündigen Sendung, deren Inhalt die Arbeiterkammer bestimmte, aber auch zu Sendungen zum 1. Mai, zu Übertragungen von Arbeiter-Symphoniekonzerten, die von der sozialdemokratischen Kunststelle veranstaltet wurden, oder zu Berichten von Arbeitersportveranstaltungen.

Der Schwerpunkt der Tätigkeit des ARABÖ lag allerdings im technischen Bereich. Da Radioapparate sehr teuer waren, wurde der Eigenbau von Radiogeräten gefördert. Der ARABÖ unterstützte solche Bemühungen mit technischen Kursen und Beratungen und einer eigenen Verkaufsstelle im Gemeindebau am Margaretengürtel 122-124, seit 2013 Ernst-Hinterberger-Hof.

Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchten einige frühere Funktionäre, u.a. Karl Waldbrunner und Leopold Thaller, den Arbeiter-Radiobund neu zu beleben. Da die Organisation jedoch auf das Gebiet der Radiotechnik beschränkt blieb, löste sie sich in den späten 1950er Jahren endgültig auf.

Publikation: Rundfunk für alle. Monatsschrift der Freien Vereinigung Österreichischer Radiotechniker und der Technischen Zentralleitung des Arabö, nur 1932.