Rathausplatz

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Der Wiener Rathausplatz ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts der wichtigste Ort sozialdemokratischer Kundgebungen. 1905 war er Zentrum der großen Demonstrationen für das allgemeine Wahlrecht, die schließlich zum Erfolg führten: Am 26.1.1907 wurde das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht – vorerst allerdings nur für Männer – für den Reichsrat beschlossen.

Am 17. November 1911 fand am Rathausplatz wegen der enorm gestiegenen Lebensmittelpreise eine Massenkundgebung statt, in deren Anschluss es zu den sogenannten Teuerungsunruhen kam, bei denen in Ottakring drei Arbeiter getötet wurden.

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Nach dem Ersten Weltkrieg war der Rathausplatz Schauplatz zahlreicher Kundgebungen für die junge Republik, v.a. aber fanden hier an jedem 1. Mai bis zum Jahr 1932 die großen Maiveranstaltungen statt. 1933 wurde die Maikundgebung von der Regierung bereits verboten; der statt dessen durchgeführte "Spaziergang" zehntausender Menschen um die Innenstadt, die von Bundesheer und Polizei hermetisch abgeriegelt war, erweist sich im Rückblick als Eingeständnis, dass die Arbeiterbewegung einem Konflikt mit der Staatsmacht nicht gewachsen war.

Seit dem 1. Mai 1946 findet die traditionelle Maikundgebung wieder jedes Jahr auf dem Rathausplatz statt. Aber auch viele andere Demonstrationen wurden hier abgehalten, u.a. in den 1980er Jahren mehrere Großkundgebungen für den Frieden.

In den letzten Jahrzehnten hat sich der mittlerweile ganzjährig autofreie Rathausplatz, der zwischenzeitlich übrigens Dr.-Karl-LuegerPlatz (1907–1926) und auch Adolf-Hitler-Platz (1938–1945) hieß, außerdem zu einem der beliebtesten Veranstaltungsplätze der Stadt entwickelt, wo u.a. jeden Mai die feierliche Eröffnung der Wiener Festwochen, im Sommer das Operfilmfestival und im Winter der Wiener Christkindlmarkt und der Eistraum stattfinden.